Bei erhöhten Proteinwerten im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft wird in dem meisten Fällen Entwarnung gegeben. Die Nierenfunktion ist in der Schwangerschaft anders. Weil die Gefäßbündel der Nieren verstärkt durchlässig sind, kann die Filterfunktion etwas eingeschränkt sein, wodurch die Eiweißmoleküle nicht mehr so gut wie vorher zurückgehalten werden. Im 24-Stunden-Urin ist eine Proteinmenge von bis zu 150 Mikrogramm/L noch als normal anzusehen.
Ein Proteinwert bis 5 g/L weist auf orthostatische Ursachen wie Fieber oder Kreislaufprobleme hin. In der Medizin wird jetzt von einer Schwangerschafts-Proteinurie gesprochen. Liegt der Wert über 5 g/L handelt es sich um bedenkliche Werte, die auf eine schwerwiegende Erkrankung hindeuten.
Erhöhte Proteinwerte bei Schwangeren: Wie läuft die Untersuchung ab?
Eine Kontrolle auf Flüssigkeitsansammlungen steht meistens am Anfang der Untersuchung. Sind die Beine und/oder Füße nicht geschwollen, ist dies als gutes Zeichen zu werten. Mit einem Klopfen auf die Flanken im Bereich der Nieren wird deren Schmerzempfindlichkeit überprüft. Eine Blutdruck- und Fiebermessung gehört standardmäßig dazu. Vielfach wird auch prophylaktisch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Bei unklarer Genese oder einem Verdachtsmoment gehört der Ultraschall auf jeden Fall zur Untersuchung.
Parallel zur Urinuntersuchung im Labor ist das Anamnesegespräch ein wichtiger Baustein. Hier wird abgeklärt, welche Vorerkrankungen bestanden, ob eine erhöhte Temperatur oder Fieber vorlagen und ob regelmäßig Medikamente eingenommen wurden bzw. aktuell noch eingenommen werden. Auch die Frage nach einem Auslandsaufenthalt in letzter Zeit sowie nach bestimmten Symptomen, die in letzter Zeit beobachtet wurden, gehört dazu. Nicht zuletzt wird gefragt, ober der Urindruck (nachts) zugenommen hat und ob der Urin schäumt. Die Frage nach Nierenerkrankungen ist ebenfalls sehr wichtig.
Welche Gründe können für einen erhöhten Proteingehalt verantwortlich sein?
Sehr häufig liegt eine Infektion der Harnwege vor. Diese kann mit einem Urintest festgestellt werden. Hierfür immer nur den Mittelstrahl ins Labor geben, weil insbesondere der erste Strahl verunreinigt sein kann. Mit einem Bluttest kann festgestellt werden, ob die Entzündungswerte erhöht sind. Dies würde die Verdachtsdiagnose bestätigen. Die Behandlung erfolgt dann meistens mit einem speziellen Antibiotika, dass auch in der Schwangerschaft eingenommen werden darf. Die Häufigkeit einer Harnwegsinfektion während der Schwangerschaft beruht auf der zunehmenden Belastung des Körpers und der Tatsache, das Bakterien leichter eindringen und sich vermehren können.
Für eine Proteinurie kann auch ein Nierenstau verantwortlich sein. Dies gilt besonders für die Zeit, in der das Ungeborene im Mutterleib immer mehr wächst, was zu einer Ausdehnung der Gebärmutter führt. Es wird für die Nieren immer schwieriger, Giftstoffe zu filtern und abzuführen. Erhöhte Proteinwerte können einen ersten Hinweis auf einen Nierenstau liefern, bei dem der Harn nicht mehr in die Blase abgeleitet wird. Eine weitere Ursache kann in einer Erweiterung der Harnleiter liegen. Auf diese Weise wird der versikorenale Reflux (unphysikalischer Rückfluss) unterstützt und der Urin von der Blase zurück in das Nierenbecken geleitet.
Nierenstau, Nierenbeckenentzündung & Co.
Erste Anzeichen für einen Nierenstau sind starke Rückenschmerzen und eventuell Fieber. Ein Ultraschall bringt schnell Klarheit, so dass eine eventuell erforderliche Behandlung unverzüglich erfolgen kann. Im Normalfall bildet sich ein solcher Stau nach der Geburt des neuen Erdenbürgers wieder zurück. Wird ein Nierenstau jedoch nicht rechtzeitig erkannt, kann es relativ schnell zu einem Niereninfektion kommen. Vor dieser ist auch der Fötus zu schützen. Manchmal ist auch eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) für erhöhte Proteinwerte während einer Schwangerschaft verantwortlich.
Diese kann aber auch ohne eine Proteinurie verlaufen. Zu den Symptomen gehören eine ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit in der Nierengegend, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Vielfach wird auch über Brennen beim Wasserlassen berichtet.
Weitere Symptome für erhöhte Proteinwerte bei Schwangeren
Erhöhte Proteinwerte in Verbindung mit weiteren Symptomen sind ein Alarmsignal. Eine Gestose (Schwangerschaftsvergiftung) kann nicht ausgeschlossen werden. Diese kann für Mutter und Kind sehr gefährlich werden und im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen. Wird eine Gestose frühzeitig erkannt, können beide gut geschützt werden. Erhöhter Blutdruck und Ödeme gelten als symptomatisch für eine Schwangerschaftsgestose. Tritt der erhöhte Wert erst in der Mitte einer Schwangerschaft auf, ist erhöhte Vorsicht geboten. In der Fachsprache der Mediziner wird eine Gestose auch als Präklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) bezeichnet, wenn die Nieren vermehrt Eiweiß ausscheiden.
Das HELLP-Syndrom kann aus einer Getose heraus entstehen. Dabei sind die Leberfunktionen gestört, die Zellen der Mutter zerfallen und bei der Blutgerinnung gibt es Probleme. Es ist äußerste Eile geboren für eine intensivmedizinische Versorgung, weil das HELLP-Syndrom innerhalb wenigen Stunden zum Tode der Mutter führen kann. Die Diagnose erweist sich als relativ schwierig. Auf jeden Fall sollte die werdende Mutter bei Schmerzen im Oberbauch sofort in die Notaufnahme eingeliefert werden.
Sehr selten werden folgende Ursachen diagnostiziert
Das Plasmazytom, auch multiples Myelom genannt, ist eine Krebserkrankung, die das blutbildende System betrifft. Zu den Anzeichen gehören Blässe, Leistungsschwäche basierend auf einer bestehenden Blutarmut sowie Infektionen und Knochenschmerzen. Die Leukämie (Blutkrebs) in Form einer akut lymphatischen, akut myeloischen, chronisch lymphatischen und chronisch myeloischen Leukämie gehört ebenfalls in diese Kategorie.
Generell bestehende Risiken
Zu den generellen Risiken einer Gestose gehören bei der Schwangeren eine Schädigung des Gehirns sowie eine deutliche Beeinträchtigung der Gerinnung. Durch eine Unterversorgung der Plazenta mit Blut ist auch das Ungeborene gefährdet. Unter Umständen bricht sogar der gesamte Austausch zusammen.
Wann muss eine Proteinurie nicht behandelt werden?
- wenn die lageabhängige erhöhte Proteinausscheidung 1-3 g tagsüber beträgt
- wenn nachts im Liegen die Eiweißausscheidung minimal ist oder gar nicht auftritt
- wenn ein normaler Kreatininwert vorliegt