Wenn das Kind am Tisch nach den Mittagessen der Eltern greift, kann es an der Zeit sein, die Beikost einzuführen. In welchem Alter diese Einführung stattfinden sollte, wie sie abläuft und welche Breie sich für den Anfang eignen, wird in diesem Artikel behandelt. Außerdem geht er der Frage auf den Grund, warum in Deutschland kaum Mütter so lange stillen, wie empfohlen wird.
Umstellung von Muttermilch auf Beikost: Wann sollte man beginnen?
Die WHO empfiehlt, dass Kinder während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich Muttermilch erhalten sollen. Als Gründe gibt sie Studien an. Kinder, die die ersten sechs Monate nur mit Muttermilch ernährt worden waren, hatten eine besser entwickelte Darmflora und waren motorisch weiter, als Kinder, die früher abgestillt worden waren oder Beikost erhielten. Mindestens sollte, laut WHO, bis nach dem vierten Lebensmonat gewartet werden, ehe Beikost eingeführt wird. Nach sechs Monaten wird es schwieriger, die Bedürfnisse des Kindes nur mit Muttermilch zu stillen. Muttermilch erfüllt aber auch über diese Zeit hinaus noch wichtige Aufgaben. Im Krankheitsfall verweigern Kinder häufig Nahrung. Auch trinken sie in dieser Phase meistens weniger.
Die Brust nehmen sie in den meisten Fällen dennoch an. So erhalten zumindest sie ausreichend Flüssigkeit und einige Nährstoffe, bis sie wieder am Tisch mitessen. Darüber hinaus spendet Stillen Trost und stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Es wurde außerdem festgestellt, dass längeres Stillen das Risiko chronischer Krankheiten senkt, Übergewicht im Kindesalter vorbeugt und mit verbesserten kognitiven Fähigkeiten in Verbindung steht. Die WHO empfiehlt daher, nach Einführung der Beikost noch mindestens 18 Monate weiterzustillen. Insgesamt sollte die Stillzeit laut offizieller Empfehlung also erst nach dem zweiten Geburtstag des Kindes beendet werden. Tatsächlich werden in Deutschland kaum Kinder so lange gestillt.
Umfragen haben ergeben, dass um das Jahr 2000 herum nur 33 % der bis dahin voll gestillten Kinder nach ihrem vierten Lebensmonat auch noch ausschließlich Muttermilch erhielten. Nach dem sechsten Monat waren es noch 10 %. Eine etwas neuere Studie bestätigt dies. In Deutschland stillen Mütter im Durchschnitt ihre Kinder mit etwa sieben Monaten ab.
Aus welchen Gründen stillen die meisten Mütter früher ab als empfohlen?
Gesundheitliche Gründe werden häufig genannt. Brustentzündungen und Krankheiten, die die Einnahme von Medikamenten notwendig machen, welche in die Milch übergehen, können die Stillzeit beenden. Auch Schmerzen beim Stillen, Milchmangel oder Stress führen oft vorzeitig zum Ende der Stillbeziehung. Darüber hinaus kann das ständige Stillen den Alltag belasten, vor allem, wenn ältere Geschwisterkinder Aufmerksamkeit fordern oder die Mutter wieder in ihren Beruf einsteigen möchte. Zwar sind Stillpausen gesetzlich vorgeschrieben, doch ist es Frauen manchmal unangenehm, diese zu nutzen, bzw. einzufordern. Auch die Möglichkeit, Milch abzupumpen, muss eigentlich eingeräumt werden.
Außerdem ist es in unserer Gesellschaft nicht üblich, bis ins Kleinkindalter zu stillen. Langzeitstillende Mütter fühlen sich durch das reiche Angebot an Ersatznahrung dazu gedrängt, „endlich“ abzustillen. Auch in ihrem Freundes- oder Familienkreis finden sie meist kaum jemanden, der ihre Meinung teilt. Stattdessen erfahren sie dort Unverständnis und entschließen sich daher häufiger, früher als sie eigentlich geplant hatten, mit dem Stillen aufzuhören oder machen ein Geheimnis daraus. Dabei muss der Beginn der Beikost keineswegs das Ende der Stillzeit bedeuten. Ob und wie lange sie stillt, sollte allein die Mutter entscheiden.
Umstellung Muttermilch auf Beikost: Wie läuft der Wechsel ab?
Am besten ist es, wenn das Kind bei der Beikosteinführung sitzen kann und Interesse am Essen der Eltern zeigt. Der Reflex, der bei Babys dafür sorgt, dass Festes auf dem Mund befördert wird, sollte außerdem nicht mehr vorhanden sein. Doch das ist ab dem fünften Monat meistens ohnehin der Fall. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um „Bei“kost, nicht „Anstatt“kost. Das heißt, dass der Wechsel möglichst langsam stattfinden sollte, um die Verdauung des Kindes nicht zu überlasten. Außerdem hat auf diese Weise die Mutterbrust ausreichend Zeit, sich dem veränderten Bedarf anzupassen. Der Mittagsbrei ist meistens der erste, der eine Milchmahlzeit ersetzen soll.
In den ersten Tagen sollte das Kind nur wenige Löffel bekommen und nicht zum Weiteressen gezwungen werden. Viele Eltern frieren dafür selbstgemachten Brei in Eiswürfelformen ein und tauen diese in entsprechenden Mengen auf. In den ersten Tagen reicht pro Mahlzeit häufig einer aus. Bei den anderen Mahlzeiten geht der Wechsel oftmals schneller, weil das Kind die Beikost schon gewohnt ist. Verweigert das Kind die Beikost, kann es helfen, die Einführung um einige Tage zu verschieben oder anderen Brei anzubieten.
Welcher Brei eignet sich am Anfang?
Klassisch beginnt die Beikost für die meisten Kinder mit einem reinen Karottenbrei. Die geschählten Karotten werden dafür in Scheiben geschnitten und weichgekocht. Anschließend werden sie fein püriert, sodass ein glatter Brei ohne Stücke entsteht. Ist er zu fest, kann etwas vom Kochwasser zugegeben werden. Vor dem Füttern sollte etwas Speiseöl eingerührt werden, da manche Vitamine nur fettlöslich sind. Ohne das Öl könnte das Kind diese Vitamine nicht verarbeiten. Auf 150 g Brei ist etwa ein halber bis ein Teelöffel völlig ausreichend. Reinen Karottenbrei gibt es auch fertig von verschiedenen Babykostherstellern. In den Gläschen ist in der Regel bereits etwas Öl enthalten. Karotten wirken stuhlfestigend und können bei Kindern zu Verstopfungen führen.
Daher greifen immer mehr Eltern stattdessen zu Pastinaken, welche auf dieselbe Weise zu einem Brei verarbeitet werden, aber leichter verdaulich sind. Gegen Verstopfungen können einige Löffel Obstbrei helfen. Auch Milchzucker, welcher dem Brei zugefügt wird, wirkt abführend. Hat das Kind länger als fünf Tage keinen Stuhlgang, Bauchschmerzen und/oder presst vergeblich, empfiehlt sich ein Besuch beim Kinderarzt. Nach den reinen Gemüsebreien wird meist Kartoffel und Getreide hinzugegeben. Etwas später folgt Fleisch. Die Umstellung auf Beikost läuft selten problemlos ab. In den allermeisten Fällen spielt sich die Verdauung auf diese neue Herausforderung jedoch schnell ein.