Ungefähr 2500 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an einer Dysgeusie. Viele Betroffene klagen dabei über einen metallischen Geschmack im Mund. Auslöser hierfür gibt es viele, weswegen sich eine Diagnose als schwierig erweist. Man unterscheidet zwischen nerval, zentralvenös und epithelial begründeten Geschmacksstörungen.
Metallischer Geschmack im Mund: Ursachen für die Störung des Geschmackssinns
In den meisten Fällen ist die Störung des Geschmackssinns kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom einer bestimmten Krankheit. Eine Veränderung des Geschmackssinns kann vielfältig auftreten. Manche Betroffene empfinden einen metallischen Geschmack im Mund, andere verlieren ihren Geschmackssinn komplett. Der Arzt spricht in diesem Fall von einer Dysgeusie. Der unangenehme Beigeschmack ist entweder konstant vorhanden oder tritt nur bei bestimmten Mahlzeiten auf. Macht sich ein metallischer Geschmack regelmäßig bemerkbar, ist umgehend ein Arzt zu konsultieren. Nicht immer stecken schwerwiegende Krankheiten hinter der unangenehmen Geschmacksempfindung. Doch ist eine Abklärung in jedem Fall ratsam.
Folgende Gründe kann eine Dysgeusie haben:
- Zahnprothesen
- Infektionen im Mundraum
- Mangelhafte Mundhygiene
- Entzündungen im Mundraum
- Einnahme von Medikamenten
- Vergiftungen durch Blei, Kupfer oder Selen
- Schwangerschaft
Einnahme von Medikamenten
Ein metallischer Geschmack im Mund tritt häufig im Zuge einer Einnahme von Medikamenten auf. Der Beipackzettel gibt Auskunft darüber, ob und wie häufig ein metallischer Geschmack als Nebenwirkung auftreten kann. Häufig lösen Medikamente wie Antidepressiva oder Antibiotika die Geschmacksstörung aus. Auch Arzneistoffe wie Metronidazol gegen Infektionen oder diverse Krebsmedikamente wie Istodax oder Vorinostat können einen metallischen Geschmack hervorrufen. Die Nebenwirkung tritt meist schon wenige Stunden bis Tage nach der Einnahme auf. Grund zur Sorge besteht nicht, dennoch sollte der Arzt über das Auftreten der Nebenwirkung in Kenntnis gesetzt werden.
Derartige Nebenwirkungen lassen sich nur schwer oder gar nicht behandeln. Eine auf diese Weise ausgelöste Dysgeusie ist nicht permanent und klingt in der Regel nach dem Absetzen des Medikamentes von selbst wieder ab. Allerdings können Wochen bis Monate vergehen, bis das normale Geschmacksempfinden vollständig wiederhergestellt ist.
Infektionen und Blutungen im Mund
Eine gründliche Untersuchung des Mundraums kann Aufschluss über die Ursache der Geschmacksveränderung geben. Spucken Betroffene regelmäßig Blut nach dem Zähneputzen aus, kann es sich mitunter um eine Parodontitis oder Gingivitis handeln. Es handelt sich hierbei um eine entzündliche Entzündung des Zahnbetts oder des Zahnfleisches. Darüber hinaus können auch Zahnfleischtaschen einen metallischen Geschmack verursachen. Auch andere Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze sind hierfür verantwortlich. Häufig tritt eine Dysgeusie im Zuge einer Herpes-Erkrankung oder einer Infektion mit Candida-Pilzen auf.
Derartige Infektionen und Entzündungen können zwar auch bei einer optimalen Mundpflege auftreten, doch begünstigt eine mangelnde Hygiene eine Entstehung. Die Geschmacksnerven werden durch eine Infektion oder einen Pilzbefall irritiert. Durch häufiges Zähneputzen lässt sich einer bereits bestehenden Erkrankung nur selten beikommen. Kombiniert sich der metallische Geschmack mit einem fauligen Mundgeruch, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. Dies kann nämlich mitunter ein Signal für eine HIV-Erkrankung oder die Entstehung von Mundgeschwüren darstellen. Apthen verursachen häufig größere Schmerzen und Blutungen im Mundraum, die Grund für den metallischen Geschmack sind.
Hormonelle Veränderungen
In manchen Fällen kann ein metallischer Geschmack auf eine Veränderung des Hormonhaushaltes im Körper hinweisen. So sind häufig Frauen in der Schwangerschaft von einer Dysgeusie betroffen. Sie tritt vorwiegend in den ersten drei bis vier Monaten der Schwangerschaft auf. Auch sie ist nicht von permanenter Dauer und legt sich nach einiger Zeit von selbst wieder. Eine ärztliche Behandlung ist meist nicht nötig.
Doch auch in den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke ihre Tätigkeit langsam einstellen, stellt sich der Hormonhaushalt einer Frau um. Der Körper produziert weniger Östrogene. Während etwa 35 Prozent aller Frauen keine Beschwerden haben, klagen 40 Prozent über leichtere Beschwerden und Probleme. Neben diversen Erkrankungen wie Diabetes, Gicht oder Gelenkerkrankungen kann die hormonelle Umstellung auch einen metallischen Geschmack im Mundraum verursachen. Häufig werden die Wechseljahre als Ursache für die Dysgeusie nicht erkannt. In der Regel legt sich der metallische Geschmack mit den Jahren ohne weitere Behandlungsmaßnahmen von selbst.
Vergiftungen als Ursache für Metallgeschmack im Mund
In manchen Fällen ist ein metallischer Geschmack im Mund ein Indikator für diverse Vergiftungserscheinungen. Häufig ist Quecksilber, Eisen oder Zinkoxid hierfür verantwortlich. Die Stoffe werden meist über das Trinkwasser oder die Atemluft eingenommen. Früher war das Trinkwasser vielerorts stark eisenhaltig, was einen natürlichen metallischen Geschmack zur Folge hatte. Obwohl der Geschmack nicht sehr angenehm ist, führt ein hoher Eisengehalt im Trinkwasser nicht zu schwerwiegenden Vergiftungserscheinungen. Anders verhält es sich mit der Inhalation von diversen Lacken oder Quecksilberdämpfen.
Der dabei entstehende Geschmack ist stark chemisch. Besteht ein Verdacht auf eine Vergiftung, muss auf weitere Begleitsymptome geachtet werden. Tritt neben dem metallischen Geschmack starker Husten auf und schwellen die Schleimhäute an, kann dies auf eine Quecksilbervergiftung hindeuten. Eine Bleivergiftung hingegen führt zu Erbrechen, Magenkrämpfen und starker Übelkeit. Bei Verdacht auf eine Vergiftung mit Blei oder Quecksilber ist postwendend ein Notarzt zu konsultieren.
Prothesen und Implantate
Meist bedingt durch einen Verarbeitungsfehler kann es zu Korrosion der Zahnprothesen und Implantate kommen. Atome des vorhandenen Metalls lösen sich aus der Prothese und befinden sich anschließend als positiv geladene Ionen im Mundraum. Mit der Zeit nehmen die Geschmacksnerven im Mundraum einen metallischen Geschmack wahr. In den meisten Fällen wird Edelstahl in Prothesen, Implantaten oder Kronen verwendet. Obwohl das Metall grundsätzlich nicht zur Korrosion neigt, kann der Kontakt mit stark säurehaltigen Lebensmitteln einen metallischen Geschmack auslösen.
Doch nicht nur eine Dysgeusie, sondern auch die Schwächung des allgemeinen Gesundheitszustandes ist durch die permanente Absonderung der Metall-Ionen gegeben. Ist der Zahnersatz Grund für einen metallischen Geschmack, liegt eine Gefahr für die Gesundheit vor. Eine Entfernung sollte in Betracht gezogen werden. Heutzutage gibt es glücklicherweise Alternativen, die keinen metallischen Geschmack im Mundraum hervorrufen. Keramik eignet sich hierfür besonders gut, da es absolut reaktionslos ist.
Hyperkaliämie als Auslöser
Als Hyperkaliämie wird eine gefährliche Störung des Elektrolythaushalts des Körpers bezeichnet. Hier liegt eine erhöhte Konzentration von Kalium im Blutserum vor. Ein geringer Anstieg ruft normalerweise keine Symptome hervor. Größere Konzentrationen hingegen führen zu Lähmungen, Muskelschwäche oder Herzrhythmusstörungen. Auch ein metallischer Geschmack macht sich häufig im Mundraum Betroffener bemerkbar. Die Hyperkaliämie tritt häufig bei Personen mit Vorerkrankungen der Nieren auf. Auch eine zu hohe Aufnahme von Kalium oder diverse Medikamente können eine Hyperkaliämie auslösen. Es besteht Lebensgefahr.
Vermeiden lässt sich eine Hyperkaliämie durch eine verminderte Aufnahme von kaliumreichen Lebensmitteln oder dem Absetzen von Medikamenten. Ein Arzt ist umgehend aufzusuchen, wenn Verdacht auf eine Hyperkaliämie besteht. Da die Nieren im Zuge der Erkrankung schwere Schäden davontragen können, wird in manchen Fällen eine Dialyse notwendig.
Sportliche Anstrengung
Durch Sport wird nachgewiesenermaßen die Durchblutung des Körpers angeregt. Auch die Lunge wird im Zuge einer sportlichen Belastung kräftiger durchblutet, damit die Aufnahme von ausreichend Sauerstoff gewährleistet ist. Bei einer intensiven Belastung des Körpers, etwa bei Extremsportarten wie Bergsteigen, können kleinere Blutungen in den Lungen oder oberen Atemwegen auftreten. Sie entstehen durch die Austrocknung der Schleimhäute und schnelles Atmen. Durch die Mikrorisse entstehen minimale Blutungen.
Das im Blut enthaltene Eisen wird von den Geschmacksnerven registriert: ein metallischer Geschmack im Mund wird wahrgenommen. Auch körperlich hart arbeitende Menschen erleben dieses Phänomen.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Tritt ein metallischer Geschmack über einen längeren Zeitraum auf und machen sich weitere Begleitsymptome bemerkbar, so sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Der Ansprechpartner ist zunächst der eigene Hausarzt, da dieser die Krankengeschichte des Patienten kennt. Der Hausarzt stellt in den meisten Fällen eine Überweisung für einen HNO-Arzt aus. Eine umfassende Untersuchung erfolgt in einem Zentrum für Geschmacksstörungen. Ein derartiges Zentrum ist in jeder größeren Stadt vorhanden. Weitere Untersuchungen müssen von einem Neurologen oder Radiologen vorgenommen werden.
In erster Instanz führt der Arzt eine gründliche Untersuchung des Mund- und Rachenraums durch. Anschließend erfolgt eine Gustometrie, ein Geschmackstest. Dieser soll bestimmen, ob im Rahmen einer Erkrankung noch weitere Störungen des Geschmackssinns vorliegen. Hierfür träufelt der Arzt spezielle Lösungen auf die Zunge des Patienten. Der Patient muss nun bestimmen, ob es sich um einen neuralen, sauren, süßen, bitteren oder salzigen Geschmack handelt. Besteht ein konstanter, starker Metallgeschmack, so kann dies Aufschluss über die vorliegende Erkrankung geben.
Darüber hinaus tastet der Arzt die Lymphknoten ab. Sind diese geschwollen, gibt dies Aufschluss über diverse entzündliche Reaktionen im Körper. Besteht ein Verdacht auf eine neurologische Ursache, ist eine Messung der Gehirnströme erforderlich. Weiterführende Ursachen können sein:
- Ein MRT oder eine Computertomografie
- Eine Punktion von Nervenwasser oder Blut
- Eine zahnärztliche Untersuchung
- Eine Untersuchung von Biopsien der Schleimhäute im Mundraum
- Eine gründliche Untersuchung der Speicheldrüsen
Metallischen Geschmack im Mund richtig behandeln
Grundsätzlich ist ein metallischer Geschmack im Mundraum unangenehm für die betroffene Person. Da die Ursachen für einen Metallgeschmack vielfältig sind, gibt es auch viele verschiedene Therapieansätze. Liegt die Dysgeusie an einem Vitamin- oder Eisenmangel, so lässt sich dies mit entsprechenden Präparaten behandeln. Auch ein durch eine Schilddrüsenunterfunktion ausgelöster metallischer Geschmack lässt sich durch die Gabe von Hormonen behandeln.
Als Nebenwirkungen einer Strahlentherapie treten Mundtrockenheit und ein metallischer Geschmack auf. Hier kann der Einsatz von künstlichem Speichel die Symptome lindern. Ist eine Infektion im Mundraum der Auslöser für einen metallischen Geschmack, verschreibt der Arzt ein entsprechendes Antibiotikum. Eine Pilzerkrankung wird mit einem sogenannten Antimykotikum behandelt. Wird der metallische Geschmack durch die Einnahme diverser Medikamente verursacht, muss dieser Geschmack zwangsläufig für die Dauer der Einnahme ertragen werden. Die Geschmacksstörung liegt nur temporär vor und klingt nach dem Absetzen des Medikaments von selbst ab.
In manchen Fällen lässt sich die Ursache für einen metallischen Geschmack im Mund jedoch nicht so einfach bestimmen. In einigen Fällen kann die Einnahme von Zink Abhilfe schaffen. Grundsätzlich wirken eine sorgfältige Mundhygiene und ein regelmäßiger Besuch beim Zahnarzt prophylaktisch gegen die Entstehung eines metallischen Geschmacks im Mund, da Erkrankungen auf diese Weise schneller erkannt und behandelt werden können.
Quellen: