Häufig ist es „nur“ ein Gefühl, manchmal aber auch ein brennender Schmerz. Ursächlich sind diese Symptome, unter denen ca. 6 % der Bevölkerung leiden, auf eine Funktionsstörung der Nerven zurückzuführen. Die Ursache für diesen neuropathischen Schmerz kann in einer Verletzung, einer Einklemmung aber auch einer Kompression der Nerven liegen. Die Beschreibung der intensiven Schmerzsymptomatik, die meistens plötzlich auftritt, reicht von elektrisierend über brennend bis hin zu einschießend in den Muskel. Ein begleitendes Taubheitsgefühl oder Empfindungsstörungen anderer Art können ebenfalls auftreten. Eine weitere Begleitsymptomatik kann in einer Beteiligung des Venensystems im Becken oder Oberschenkel liegen.
Brennen im Oberschenkel: Die möglichen Ursachen
Zu den sichtbaren Ursachen gehören offene Hautstellen an den Oberschenkeln, die meistens durch Reibung entstehen. Eine Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, zeigt sich optisch nicht unbedingt von Anfang an. Optisch im Verborgenen sind in den meisten Fällen folgende Erkrankungen für ein Brennen am oder im Oberschenkel verantwortlich:
- die Polyneuropathie
- ein Mangel an Vitamin-B12 bzw. Vitamin-B5
- die Meralgia paraesthetica
- ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS)
- die Multiple Sklerose (MS)
- psychosomatische Ursachen
- eine Thrombose
- ein Blutstau in den Gliedmaßen
Auslöser wie Sport, eine Verletzung, die Übersäuerung der Muskulatur durch zu viel Lactat (Milchsäure) im Muskel sowie ein ischämischer Schmerz können über die genannten Krankheitsbilder hinaus als Auslöser für das Brennen am oder im Oberschenkel verantwortlich sein.
Die Polyneuropathie mit unterschiedlichen Symptomen als Auslöser
Eine Polyneuropathie ist in vielen Fällen bei langjährigen Alkoholikern und Diabetikern der Auslöser für diese Oberschenkelsymptomatik. In diesem Fall sind gleich mehrere Nerven der Extremitäten geschädigt, weswegen begleitend auch andere Symptome wie Sensibilitätsstörungen, Kribbeln und ein gestörtes Temperaturempfinden hinzukommen können. Der flache und meist schleichende Verlauf beginnt häufig im Fußbereich, bevor er auf den Oberschenkel übergeht. Nicht selten ist ein Vitamin-B-Mangel, insbesondere von Vitamin-B12, verantwortlich. Genannt werden muss für das Kribbeln am oder im Oberschenkel auch ein eventuell verantwortlicher Vitamin-B5-Mangel.
Hierbei zeigt sich die Symptomatik in Form von Brennen an oder im Oberschenkel verbunden mit einem Taubheitsgefühl sowie einem leichten oder stärkeren Kribbeln.
Ursachen einer Meralgia paraesthetica als Auslösesr für Brennen am oder im Oberschenkel
Wird eine Meralgia paraesthetica als Ursache diagnostiziert, handelt es sich beim Brennen am oder im Oberschenkel um eine Auswirkung durch den eingeengten Nervus cutaneus femoris lateralis, der sich vom Leistenband bis oberhalb des Knies befindet. Diese Symptomatik gehört zu den Nervenkompressionssyndromen. Als Ursache für die Einengung sind zu eng sitzende Hosen oder Gürtel sowie Übergewicht bzw. eine Schwangerschaft in Betracht zu ziehen. Ob auch zurückliegende Infektionskrankheiten bzw. ein Diabetes mellitus verantwortlich sein können, ist noch nicht abschließend geklärt. Reagiert im weiteren Verlauf auch die Hautoberfläche hypersensibel oder ist das Schmerzempfinden lokal eingeschränkt, kann es sich um eine Hypalgesie oder eine Hypästhesie handeln.
Selten aber möglich: Brennen am oder im Oberschenkel durch eine Gürtelrose
Eine weitere Ursache für das Brennen am oder im Oberschenkel kann, wenn auch relativ selten, in einer Gürtelrose (Herpes Zoster) liegen. Die Symptomatik besteht dann zusätzlich in einem einschießenden Schmerz. Dieser kann über den Unterschenkel bis in den Fuß hineinreichen. Die typischen Rötungen und Bläschen einer Gürtelrose treten häufig erst mehrere Tage später auf. Interessanterweise treten die Beschwerden nur einseitig auf und die Betroffenen sind in der Regel über 50 Jahre alt.
Wenn ein Bandscheibenvorfall die Ursache darstellt
Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) kann neben gefühlsmäßigen Missempfindungen ebenfalls ein Brennen am oder im Oberschenkel verursachen. Welche Symptomatik auftritt hängt davon ab, welche Nervenfasern als Auslöser geschädigt sind. Missempfindungen, zu denen auch das Brennen am oder im Oberschenkel gehören, entstehen durch Nervenverletzungen. Den Ursprung der Missempfindungen lokalisiert das Gehirn letztlich zu der Stelle, von der aus der Nerv normalerweise seine Gefühlsinformationen erhält.
Der Zusammenhang zwischen einer MS und Brennen am oder im Oberschenkel
Gefühlsmäßige Missempfindungen, die am gesamten Körper auftreten können, gehören zu den Anzeichen einer Multiplen Sklerose (MS). Wo diese Missempfindungen, zu denen auch ein Brennen am oder im Oberschenkel gehören kann, auftreten, ist davon abhängig, an welchen Nervenscheiden die Erkrankung beginnt. Im weiteren Verlauf kommen zu diesen Missempfindungen Sehprobleme hinzu, weil die Augennerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu den weiteren Begleiterscheinungen können motorische Störungen und/oder Sensibilitätsstörungen auch an anderen Körperregionen gehören.
Psychosomatische Störungen als Ursache stehen nicht immer im Fokus der Schulmedizin
Auch wenn die klassische Schulmedizin nicht immer eine Erklärung zu finden scheint, sind für das Brennen am oder im Oberschenkel durchaus auch psychosomatische Ursachen in Betracht zu ziehen. Diese sind in der Regel komplexer in der Behandlung zu betrachten und auch zu diagnostizieren. Die Bereitschaft der Betroffenen zur Mitarbeit in der Diagnostik und Behandlung ist unerlässlich.
Was, wenn die Ursache im tiefen venösen Gefäßsystem liegt?
Auch eine Thrombose, bei der es sich im tiefen venösen Gefäßsystem um eine Gerinnselbildung handelt, kann ein Brennen am oder im Oberschenkel auslösen. Häufig kommt es zu dieser Ursache nach Langstreckenflügen und langem Sitzen (am Schreibtisch). Es können alle Beinvenen von einer Thrombose betroffen sein. Letztlich wird der Blutabfluss ins Herz beeinträchtigt. Es besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel in den Venen lösen und dann in die Lunge wandern.
Die Behandlung im Detail
In den meisten Fällen erfolgt bei Brennen am oder im Oberschenkel die medikamentöse Behandlung für mindestens drei Monate mit Antikoagulantien (Blutverdünner wie Heparin oder Vitamin-K-Antagonisten) sowie einer Kompressionsbehandlung über den gleichen Zeitraum. Viel Bewegung sowie ein gut eingestellter Blutdruck und Blutzuckerwert müssen, wenn nicht gegeben, mit den entsprechenden Maßnahmen erzielt werden. Ist eine diabetische Polyneuropathie als Auslöser bekannt, können sogenannte:
- Nicht-Opioide wie Paracetamol oder Metamizol
- Opioid-Analgetika wie Antikonvulsiva oder Tramadol
- Antiddepressiva wie Duloxetin oder Amitriptylin verordnet werden.
Wenn die Schmerzen zu stark sind
Unter Umständen ist auch eine lokale Schmerztherapie unter Scandicain 1 % mit Kortison indiziert. Die Injektion erfolgt unter das Leistenband. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass Übergewicht unbedingt reduziert werden sollte. In besonders schweren Fällen kann eine Neurolyse durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff, um den Druck vom Nerv zu nehmen.
Welche lokalisierende Einteilung ist möglich?
Die bereits erwähnte Meralgia paraesthetica wird durch eine Einengung des Nervus cunateus femoralis lateralis ausgelöst und tritt meistens im Bereich des äußeren Oberschenkels auf. Der betroffene Bereich kann von der Leiste bis zum Knie reichen. Eine Thrombose zeigt sich in der tiefen Beinvene, der Vena femoralis, an der Innenseite der Oberschenkel. Tritt der brennende Schmerz am vorderen Oberschenkel auf, handelt es sich in der Regel um Nervenschmerzen, die vom N. Femoralis ausgelöst werden. Ein brennendes Gefühl beim Sitzen gehört zu den ungewöhnlichen Symptomen. Als Ursache können eine Durchblutungsstörung aber auch eine Spinalkanalstenose gehören. Letztere Ursache wird unter Umständen durch eine nervale Missempfindung ausgelöst.
Tritt ein brennendes Gefühl am oder im Oberschenkel beim Sport auf, sind drei Ursachen vorrangig zu nennen. An erster Stelle steht die Möglichkeit einer Verletzung gefolgt von einer übersäuerten Muskulatur durch zu viel Lactat (Milchsäure) im Muskel oder letztlich ein Ischämie-Schmerz, der zu einer nicht ausreichenden Versorgung der Muskulatur mit Blut und Sauerstoff führt.
Welche diagnostischen Möglichkeiten können zielführend sein?
Die Anamnese umfasst die Art der vorliegenden Beschwerden sowie wann und wie lange diese bereits akut sind. Auch mögliche Ursachen sind durch gezielte Fragestellungen herauszufinden, weil sie die therapeutische Grundlage darstellen. Die physische Untersuchung bezieht immer das gesamte Bein mit ein. Besteht der Verdacht einer Thrombose, sind die D-Dimeer-Erhöhung sowie die BSG-Erhöhung und die Leukozyten zu kontrollieren. Eine Ultraschalluntersuchung der Beinvenen (Kompressionssonografie) ist extrem aufschlussreich in der Diagnostik und somit anzuraten.
Die Arterien werden per Ultraschall untersucht, wenn ein arterieller Verschluss befürchtet wird. Eine Gürtelrose (Herpes Zoster) ist am typischen Hautbild wie hier bereits beschrieben leicht zu diagnostizieren.
Wird von außen ein manueller Druck auf das Leistenband als (sehr) schmerzhaft empfunden, liegt der Verdacht einer Meralgia paraesthetica nahe. Ein Röntgenbild oder MRT wird erforderlich, wenn das Brennen am oder im Oberschenkel mit Schmerzen in der Wirbelsäule verbunden ist.
Brennen im Oberschenkel: Was kann zur Dauer der Symptomatik gesagt werden?
Liegt die Ursache in einer diabetischen Neuropathie, wird eine völlige Regeneration nicht möglich sein. Es ist in den meisten Fällen mit einer Verschlechterung des Krankheitsbildes zu rechnen. Die Behandlung von thrombotischen Ursachen kann mit 3-6 Wochen veranschlagt werden. Es besteht hier immer die Gefahr, dass sich die Thrombose erneut bildet. Bei sofortiger Behandlung kommt es bei einer Meralgia paraesthetica mit ca. 90 % zu einer (signifikanten) Besserung des Beschwerdebildes.