Der im allgemeinen Sprachgebrauch verwandte Begriff Schwedenkräuter hat nichts mit schwedischen Kräutern zu tun. Vielmehr geht es um Kräuter, die nach einer besonderen Zusammensetzung eine wertvolle Kräutermischung ergeben. Und diese Kräuteressenz geht auf den schwedischen Arzt Dr. Samst zurück. Um die Schwedenkräuter anzusetzen, ist es also nicht erforderlich, die Kräuter aus Schweden zu beziehen.
Schwedenkräuter ansetzen: Grundlegende Informationen
Eine gute Anlaufstelle, die erforderlichen Kräuter zu erhalten, sind Apotheken und Reformhäuser oder Drogerien. Apotheken behalten ihr Mischverhältnis des Schwedenbitters gerne für sich. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, die Zutaten selbst zu sammeln und anschließend zu trocknen. Dafür sind aber die Kenntnisse der Heilkräuter unbedingte Voraussetzung. In diesem Fall sind einige Hinweise nützlich:
- Kräftige und gesunde Pflanzen verwenden
- Die Kräuter dürfen keinem Kunstdünger, Unkrautvernichter und keinen Insektiziden ausgesetzt sein
- Blätter und Blüten bestenfalls erst pflücken, wenn der Tau von der Sonne abgetrocknet ist
- Rinden und Wurzeln im Vorfrühling und im Herbst sammeln
- Körbe und luftdurchlässige Taschen aus natürlichem Material zum Sammeln nehmen, auf Plastiktüten verzichten
Bei dem Kauf in der Apotheke sind die Kräuter auch getrennt voneinander und abgepackt erhältlich. Bereits fertige Mischungen sind in Deutschland unter den weiteren Namen Crancampo oder Schwedenjörg zu bekommen. Es gibt in der Erfahrungsheilkunde zwei Rezepturen für den Schwedenbitter:
- Großer Schwedenbitter
- Kleiner Schwedenbitter
Die Unterscheidung erfolgt nach der Anzahl und dem Gehalt an Kräutern. Beim großen Schwedenbitter sind zwei Arten der Zubereitung zu unterscheiden:
- Erste Variation mit vierzigprozentigem Korn
- Zweite Variation mit Weingeist und Verdünnen durch Wasser
Der große Schwedenbitter*
Für die Zubereitung des großen Schwedenbitters sind zu verwenden:
- Sechsundzwanzig Gramm Aloe
- Achtzehn Gramm Rhabarber
- Achtzehn Gramm Theriak venezian
- Dreizehn Gramm Myrrhe
- Neun Gramm Zittwerwurzel
- Sieben Gramm Diotöm
- Fünf Gramm Terra sigulata Fer.
- Sieben Gramm Enzian
- Sieben Gramm Angelikawurzel
- Vier Gramm Eberwurz
- Zwei Gramm Kampfer
- Zwei Gramm Tormentil
- Zwei Gramm Bibergail
- Fünf Gramm Lärchenschwamm
- Zwei Gramm Safran
- Zwei Gramm Muskatblüte
- Zwei Gramm Sennesblätter
- Achtzehn Gramm Kalmuswurzel
- Fünfunddreißig Gramm Muskatbohnen
- Vierundfünfzig Gramm Kandiszucker
- Zwölf Gramm reiner Zucker
- 1,25 Liter echter Korn mit mindestens vierzig Prozent Alkohol
Erste Variation
In einem Mörser oder auf einer festen Unterlage zerkleinert man die Kräuter mit einem Stößel, bis sich ein Pulver ergeben hat. Das Pulver kommt in eine breithalsige Flasche, die mit dem Korn oder einem anderen Obstschnaps aufgefüllt wird. Während die Suspension auf diese Weise zehn Tage durchzieht, ist es ratsam, die Flasche mehrmals täglich zu schütteln, um die Ausbeute zu erhöhen. Nach diesem Zeitraum aber, die Flasche nicht mehr schütteln und den Überstand, also die klare Essenz, in eine neue Flasche vorsichtig abfüllen. Die erste Flasche, in der sich der Boden- oder Ansatz befindet, wieder mit 1,25 Liter Schnaps auffüllen und wie schon zuvor zehn Tage bei mehrmaligem Schütteln ziehen lassen. Danach ist der klare Anteil abzufüllen, so dass sich jetzt zwei Flaschen mit klarer Essenz ergeben.
Der Ansatz kann durch ein sehr feines Sieb oder einen Filter passiert und der zweiten Flasche beigefügt werden. Vorteilhaft ist dabei, beim Abfüllen etwas klare Essenz zurückzuhalten, damit sich der Ansatz besser vom Flaschenboden löst. Nun die beiden klaren, abgegossenen Essenzen in einer Flasche zusammengießen. Fertig ist der große Schwedenbitter. Zur Erhöhung der Haltbarkeit die Essenz im Kühlen und Dunkeln aufbewahren. Wer möchte, kann den Abguss in mehrere kleine Fläschchen füllen.
Schwedenkräuter ansetzen: Mit oder ohne Zucker
Wenn der große Schwedenbitter nur zur inneren Anwendung vorgesehen ist, wird Kandiszucker und Zucker zugegeben. Dies erfolgt nach dem Filtrieren. Die Zubereitung für die äußerliche Anwendung enthält keinen Zucker.
Zweite Variation
Bei der zweiten Art der Zubereitung kommt anstelle des Korns ein Weingeist (Trinkalkohol) mit einem Alkoholgehalt zwischen achtzig bis neunzig Prozent in Frage. Die Kräutermischung wird in einer großen Flasche mit einem Liter Weingeist aufgegossen. Zehn Tage benötigt das Gemisch zum Ziehen, damit der Alkohol die Wirkstoffe lösen kann. Mehrmals täglich die Flasche schütteln. Nach einem Zeitraum von zehn Tagen ist zur abgestandenen Mischung ein Liter abgekochtes Wasser hinzuzufügen. Erneut zehn Tage ziehen lassen und anschließend die Flasche nicht mehr schütteln, um die klare Essenz abzugießen. Wie schon oben beschrieben, kann der Ansatz durch Filtrieren von der Flüssigkeit getrennt werden.
Der kleine Schwedenbitter*
Zutaten:
- Zwanzig Gramm Aloe
- Zehn Gramm Manner
- Zehn Gramm Kampfer
- Zehn Gramm Myrrhe
- Zehn Gramm Eberwurz
- Zehn Gramm Zittwerwurzel
- Zwei Gramm Safran
- Zehn Gramm Sennesblätter
- Zehn Gramm Angelikawurzel
- Zehn Gramm Teriak venezian
- Eineinhalb Liter Korn (40%)
Für den kleinen Schwedenbitter bedarf es weniger Zutaten, dafür aber mehr Kornschnaps. Das Gewicht der pulvrigen Mischung verringert sich vor allem durch das Fehlen von Rhabarber, Kalmuswurzel und Muskatbohnen. Es reduziert sich im Vergleich zum großen Schwedenbitter von einhundertvierundachtzig auf einhundertzwei Gramm. Neu hinzu an Kräutern kommen zehn Gramm Manner. Nach dem Zerstoßen der Kräuter wird das Pulver in eine Zwei-Liter-Flasche getan und mit eineinhalb Liter eines mindestens vierzigprozentigen Korns aufgefüllt. Um den Lösungsprozess zu steigern, verbleibt die Essenz für vierzehn Tage an einem sonnigen und warmen Ort. Die Flasche dabei mehrmals täglich kräftig schütteln.
Nach dem Abgießen der klaren Essenz mithilfe eines Siebes oder eines Filters in Fläschchen ist der kleine Schwedenbitter fertig.
Schwedenkräuter, Schwedenbitter und Schwedenkräuter-Essenz ansetzen
Der Begriff Schwedenkräuter bezeichnet nur das Gemisch nach der Rezeptur des schwedischen Arztes Dr. Samst aus Schweden. Schwedenbitter hingegen steht bereits für die zubereitete Essenz. Häufig findet der gleichbedeutende Begriff ‚Schwedenkräuter-Auszug‘ sprachlichen Gebrauch. Eine Schwedenkräuter-Essenz ist nur dann echt, sofern die Essenz aus Schwedenkräutern und mindestens vierzigprozentigem Schnaps hergestellt wurde. Das ‚Stehenlassen‘ für zehn bis vierzehn Tage an einem warmen Ort ist dabei unerlässlich.
Quellen:
- *Maria Treben, Karl Rauscher: Gesundheit aus der Apotheke Gottes. Karlstein/Thaya: ‚Verein Freunde der Heilkräuter‘ im Eigenverlag, 1980