Vielleicht habt ihr die Schwangerschaft auch noch niemandem mitgeteilt, weil ihr selbst euch erst einmal damit anfreunden müsst. Es ist gut möglich, dass ihr zunächst einfach geschockt seid – weil die Schwangerschaft ungeplant war. Aber auch wenn sie geplant und gewünscht war, lässt dieser zweite Strich auf dem Schwangerschaftstest die ganze Sache plötzlich so real und nah wirken. Jetzt wird es also ernst, eine große Veränderung steht ins Haus!
Ambivalenz in der Frühschwangerschaft: Das breite Spektrum der Schwangerschaftsemotionen
Was eure Gefühle betrifft, so können die Wochen und Monate nach dem Wissen um die Schwangerschaft sehr weit von dem entfernt sein, was ihr anfänglich erwartet habt. Natürlich werdet ihr große Vorfreude und Aufregung verspüren. Aber es können auch viele weitere Gefühle hochkommen, wie Angst, Wut, Panik, Zweifel, Traurigkeit, Isolation und viel mehr dergleichen. Wenn diese Gefühle auftreten, kommt für die meisten Menschen auch Scham dazu. Sie denken, sie dürften nichts als reines Glück fühlen und das rund um die Uhr.
Depressionen treten bei schwangeren Frauen recht häufig auf. Etwa 8-11% der Schwangeren haben damit zu kämpfen. Alleinstehende Frauen sind häufiger davon betroffen als Frauen in einer Partnerschaft.
Wenn du und dein Partner vor der Geburt eures Babys das volle Spektrum an Gefühlen durchlebt, sei dir im Klaren darüber, dass das völlig normal ist. Ihr seid nicht alleine. Schließlich kommt da eine riesige Veränderung auf euch zu und da ist es absolut natürlich, gemischte Gefühle zu haben. Gerade während der Frühschwangerschaft können viele Ängste und Sorgen auftreten. Der Körper der Schwangeren arbeitet nun auf Hochtouren, alles wird für die Versorgung des Babys in den nächsten Monaten vorbereitet. Die Frau kann mit Übelkeit, Müdigkeit oder Stimmungsschwankungen zu kämpfen haben. Meist handelt es sich um normale, vorübergehende Veränderungen und Stimmungstiefs.
Diese werden durch die Hormone ausgelöst, die nun in deinem Körper aktiv sind. Wenn sich die Schwangerschaft stabilisiert hat, geht es dir automatisch besser. Das ist dann meist im zweiten Trimester der Fall, deshalb wird es oft „Wohlfühltrimester“ genannt. Hier hilft es, schlicht die ersten 12 Wochen abzuwarten.
Angst vor dem Unbekannten
Vielleicht habt ihr schon öfter versucht, ein Baby zu bekommen und habt bereits eine oder mehrere Fehlgeburten erlebt. Dann ist die Angst besonders groß, dass es diesmal wieder nicht klappt. Womöglich wollt ihr dann die Schwangerschaft auch noch niemandem verraten. Dadurch begünstigt ihr die Gefühle, isoliert zu sein. Ihr könnt niemandem erzählen, was ihr gerade durchmacht und welches eure derzeitigen Ängste sind. Ein anderer Grund zur Sorge kann die ungewisse finanzielle Zukunft sein. Besonders betroffen davon sind Schwangere ohne Partner und ungeplant Schwangere. Diese Situation war nicht geplant und ihr steht nun ohne (finanzielle) Reserven und ohne Plan für die Zukunft da.
Hilfe anbieten und annehmen
Es ist sehr wichtig, dass du dich während der Schwangerschaft gut um dich selbst kümmerst. Zudem solltet du und dein Partner euch gegenseitig unterstützen in dieser ganz besonderen Zeit.
Ihr müsst das nicht alleine durchstehen. Wenn du dir Sorgen um deine schwangere Partnerin machst, sprich das in einer freundlichen, fürsorglichen Weise an. Frag sie, wie es ihr mit der Situation geht, zeig ihr, dass du ihre Gefühle wahrnimmst und biete ihr ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste. Ihr werdet vielleicht herausfindet, dass ihr ähnliche Gefühle habt, was den Beginn eurer Reise als Eltern betrifft und das kann euch beide näher zusammenbringen.
Auch ist es hilfreich, mit Anderen zu sprechen, die diese Erfahrung schon gemacht haben. Wenn ihr andere frisch gebackene Eltern kennt, bittet sie doch um einen Erfahrungsaustausch. Sie werden gut nachvollziehen können, wie es euch gerade geht. Womöglich haben sie auch einige hilfreiche Strategien, diese ambivalenten Gefühle in den Griff zu bekommen. Online Foren sind eine weitere Quelle, zu der ihr jederzeit Zugang habt. Ihr könnt euch jederzeit einloggen und euch mit anderen künftigen Eltern austauschen. Wichtig ist, dass ihr versteht, dass es nicht nur euch so geht. Auch wenn man nicht offen über Ängste, Zweifel und Sorgen während der Schwangerschaft spricht, heißt das nicht, dass nicht so gut wie alle Eltern diese Gefühle kennen.
Ambivalenz in der Frühschwangerschaft: Weitere Möglichkeiten
Eine weitere gute Möglichkeit, mit negativen Gefühlen in der Schwangerschaft klarzukommen sind Meditationen sowie das Praktizieren von Achtsamkeit. Findet heraus, wo in eurer Nähe entsprechende Kurse angeboten werden und geht am besten zu zweit hin. So könnt ihr beide optimal davon profitieren. Bleibt immer in gutem Kontakt zueinander. Kommunikation ist während der besonderen Zeit der Schwangerschaft noch wichtiger als sonst in der Beziehung. Allein dadurch, dass wir gewisse Dinge aussprechen, verlieren sie ihre Bedrohlichkeit. Redet also über alles, was euch bedrückt. Wenn es doch mehr ist, als die üblichen Schwangerschaftsängste, scheut euch nicht, euch professionelle Hilfe zu suchen.
Dies ist angebracht, wenn einer von euch eine richtige Depression entwickelt, wenn er unter Panikattacken, Schlaflosigkeit oder Herzrhythmusstörungen leidet, oder wenn die Ängste so groß sind, dass die Erledigung der alltäglichen Aufgaben davon beeinträchtigt ist. In diesen Fällen helfen euch euer behandelnder Arzt oder eure Hebamme weiter.
Bist du ungeplant schwanger geworden oder hast du besonders große Sorgen bezüglich deiner finanziellen Zukunft, so gibt es diverse Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. Scheu dich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Schwangerschaft gibt dir die Chance, vertrauen zu lernen. „Guter Hoffnung zu sein“ bedeutet, darauf zu vertrauen, dass letztendlich alles gut wird. Dies ist eine Lehre, die dir später im Leben mit Kind immer wieder nützlich sein wird.