Weinsauerkraut ist eigentlich ein schmackhaftes und gesundes Nahrungsmittel. Bedenken gibt es vor allem aufgrund des hohen Gehaltes an Histamin. Doch schwangere Frauen vertragen in der Regel sogar mehr Histamin als Nicht-Schwangere.
Weinsauerkraut in der Schwangerschaft: Grundlegende Informationen
Sauerkraut wird aus Weißkohl oder Spitzkohl hergestellt. Die besondere Art der Zubereitung nennt man auch Milchsäuregärung beziehungsweise Fermentation. Man mag meinen, dass Sauerkraut ein typisch deutsches Gericht sei. Dabei kannte und kennt man dem Sauerkraut ähnliche Speisen auch in Asien und anderen Teilen Europas. Schon im antiken Griechenland war milchsauer vergorenes Kraut bekannt und beliebt. Die Milchsäuregärung war früher eine der wenigen Verfahren, mit denen Menschen Gemüse über längere Zeit haltbar machen konnten.
Im Sauerkraut nimmt durch die Gärung der Gehalt an Nährstoffen und Vitaminen stark zu. Daneben ist das Kraut aber auch sehr salzig. Beim Weinsauerkraut wird der Salzlake, in der das Kraut fermentiert zur Verfeinerung noch etwas Weißwein zugegeben. Das fertige Sauerkraut hat aber keinen Restalkoholgehalt.
Die Inhaltsstoffe von Weinsauerkraut
Sauerkraut liefert jede Menge Nährstoffe und Vitamine. Man sagt, dass früher Menschen den Winter oft nur deswegen heil und gesund überleben konnten, weil Sauerkraut eine große Menge Vitamin C lieferte. Daneben stecken diese Inhaltsstoffe im Sauerkraut:
- Vitamin A
- einige B-Vitamine
- Vitamin B9 (Folsäure)
- Magnesium
- Eisen
- Kalzium
Problematisch ist am Sauerstoff eigentlich nur ein einziger Stoff: Histamin. Kommt es in zu großen Mengen im Körper vor, drohen Überreaktionen und Empfindlichkeiten.
Der körpereigene Botenstoff Histamin
Histamin ist ein Botenstoff beziehungsweise Hormon, der ganz normal im Körper vorkommt. Das Wort Histamin bedeutet „Gewebe“ und genau das drückt auch schon aus, wozu dieser Stoff da ist. Er ist überall im Gewebe verteilt und hängt sehr eng mit dem Immunsystem zusammen. Insbesondere bei allergischen Reaktionen aller Art wird sehr viel Histamin produziert und aktiviert. Ansonsten ist der Stoff aber auch bei alltäglichen Abwehrreaktionen des Immunsystems beteiligt. Sticht ein Insekt in die Haut, sorgt Histamin für ein Anschwellen der Stichwunde und für den typischen Juckreiz. Ausgelöst wird diese Immunantwort meistens durch Enzyme und Proteine, die mit den Sekreten der Insekten in die Wunde gelangen.
Kam es zu einer Überproduktion von Histamin, braucht es eine Weile bis der Körper es wieder voll abgebaut hat.
Weinsauerkraut in der Schwangerschaft: Histaminanreicherung durch Nahrung und gestörten Abbau
Wir nehmen Histamin auch über die Nahrung auf. Sauerkraut gilt als besonders reich an Histamin. Daneben stecken in Käse und Rotwein eine große Menge Histamin. Bei der Histaminintoleranz haben Betroffene zu viel Histamin im Körper. Entweder wird zu viel über die Nahrung aufgenommen, der Körper produziert aufgrund von Immunstörungen selbst zu viel Histamin oder es fehlen die Enzyme, die Histamin wieder abbauen können. Eine Anreicherung von Histamin im Körper zeigt sich dann auf ganz unterschiedliche Weise:
- Juckreiz
- Nesselsucht (Urtikaria)
- Herzrasen
- Kopfschmerzen
- verstopfte oder laufende Nase
- Asthma
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Menstruationsschmerzen
In der Schwangerschaft wird mehr Histamin abgebaut
Zu viel Histamin im Körper würde dem Ungeborenen schaden. Ein erhöhter Histaminspiegel könnte sogar vorzeitige Wehen auslösen und zu einer Fehlgeburt führen. Um in der Schwangerschaft besonders viel Histamin abzubauen, hilft sich der Körper mit einem Trick: Ab dem 3. Schwangerschaftsmonat bildet er vermehrt das Enzym Diaminoxidase, das am Abbau von Histamin beteiligt ist. Der Diaminoxidase-Spiegel einer Schwangeren kann den einer nicht-schwangeren Frau um das 500-fache übersteigen. Bei vielen Frauen verschwindet daher Histaminunverträglichkeiten und Allergien in der Schwangerschaft. Direkt nach der Geburt nimmt der Histaminspiegel in der Regel wieder zu.
Ist Weinsauerkraut für Schwangere nun gut oder nicht?
Kannte eine Frau vor der Schwangerschaft Probleme mit Histamin, Allergien oder anderen Autoimmunerkrankungen ist zu Beginn der Schwangerschaft Vorsicht angezeigt. Wahrscheinlich haben gesundheitsbewusste Frauen dann sowieso schon auf histaminreiche Nahrung verzichtet. Wenn das nicht der Fall war und die Thematik der Histaminunverträglichkeiten erst im Zuge der Schwangerschaft bewusst wird, kann die Frau zunächst auf histaminreiche Nahrung verzichten. Auch wenn Deutschland Sauerkraut liebt, vertilgen nur die wenigsten Menschen ständig große Mengen davon.
Allerdings gehört Sauerkraut zu genau den Lebensmitteln, die im Zuge der sonderbaren Heißhungerattacken auftauchen können. Sauerkraut mit Würstchen oder pur genossen, warm oder gleich kalt aus der Dose oder dem Glas gelöffelt. Wem hier jetzt schon das Wasser im Munde zusammenläuft, darf gerne bedenkenlos etwas Sauerkraut essen. So lange es nicht in ständig und großen Mengen verzehrt wird oder eine Histaminunverträglichkeit vorlag, sollte es weder für die Schwangere noch für das Kind ein Problem darstellen.
Und wie ist das mit den Blähungen?
Sauerkraut wird von vielen mit Blähungen assoziiert. Dabei muss das gar nicht sein. Meistens kommt es zu Blähungen, wenn im Darm bestimmte Bakterien fehlen und Sauerkraut nur selten verzehrt wird. Die im Sauerkraut enthaltenen Milchsäurebakterien sind wertvoll und gut für den Darm. Langfristig kann der Verzehr von Sauerkraut sogar helfen, Blähungen zu reduzieren. Blähungen der Schwangeren haben keinen negativen Einfluss auf das Baby. Auch der Mythos, dass blähende Nahrung in der Stillzeit Blähungen beim Baby verursachen können, ist inzwischen überholt. Viele moderne Stillexpertinnen betonen, dass Mütter eigentlich alles essen dürfen, worauf sie Lust haben.
Blähungen beim Kind müssen nicht immer mit der Ernährung der Mutter zu tun haben – können es aber. Stillende Frauen sollten sich ganz normal ernähren und ein Auge darauf haben, ob bestimmte Lebensmittel Reaktionen wie Blähungen beim Baby auslösen.
Das Fazit zu Weinsauerkraut in der Schwangerschaft
Weinsauerkraut ist ein gesundes Lebensmittel. Frauen, die vor der Schwangerschaft unter einer Histaminunverträglichkeit litten, müssen vorsichtig sein. Stellt sich Heißhunger auf Weinsauerkraut ein können Betroffene ab dem 3. Schwangerschaftsmonat probieren, ob sich die Histaminunverträglichkeit durch den veränderten Hormonstatus gegeben hat. Frauen, die keine Probleme mit Histamin kennen oder kannten, können Sauerkraut ohne Bedenken auch in der Schwangerschaft verzehren.