Die Pflege von Menschen beinhaltet mehr als nur die medizinische Versorgung. Zuwendung, Aufmerksamkeit und zwischenmenschliche Interaktionen sind wichtig für ein ausgefülltes Leben. Die Alltagsbetreuung nimmt sich zum Ziel, Pflegebedürftigen genau dies zu geben.
Im eigenen Zuhause oder in einer Wohneinrichtung unterstützen Alltagsbetreuer die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und gehen bei alltäglichen Aufgaben zur Hand. Eine wertvolle Unterstützung für pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen und ein Beruf, der das eigene Leben bereichert. Die Aufgaben von Alltagsbetreuern grenzen sich von der Pflege ab. Pflegekräfte kümmern sich um das körperliche Wohlergehen. Alltagsbetreuer unterstützen die kognitiven Fähigkeiten und das Wohlbefinden.
Ein Beruf mit Mehrwert
Viele Menschen haben Ansprüche an ihren Beruf, die über das reine Geldverdienen hinausgehen. Am Abend soll das gute Gefühl entstehen, am Tag etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Alltagsbetreuung ermöglicht Menschen, die etwas Unterstützung im Alltag benötigen, ein eigenständiges Leben. Dabei ergeben sich immer wieder neue Aufgabenbereiche und Situationen, die eigenständig erfüllt und mit kreativen Umsetzungen ausgefüllt werden. Die Alltagsbetreuung zeigt ein abwechslungsreiches Aufgabenbild und ist ein wertvoller Beruf für die Gemeinschaft in unserer Gesellschaft.
Wo sind Alltagsbetreuungen tätig?
Es gibt zwei große Einsatzbereiche von Betreuungskräften. Pflegebedürftige mit nur geringen Einschränkungen können in ihrem eigenen Zuhause wohnen. Kleinigkeiten, die nicht mehr gut von der Hand gehen, können gemeinsam mit einer Betreuung erledigt werden. Der gemeinsame Einkauf im Supermarkt und das anschließende Kochen oder Backen sind ein Beispiel dafür. Alltagsbetreuung ist dabei keine Haushaltshilfe, sondern eine sozial orientierte Form der Pflege. Eine Betreuung motiviert Menschen mit Einschränkungen, Dinge selbst zu erledigen und steht helfend zur Seite.
Zusätzlich kreieren sie eine Freizeitgestaltung, die als Gehirntraining bezeichnet werden kann. Lesen, Spielen, Malen oder ein Spaziergang können Teil der Betreuung sein. In einer Senioreneinrichtung sind zusätzliche Betreuungskräfte Teil eines Teams und arbeiten eng mit Pflegekräften zusammen. Auch hier gehören Beschäftigungen, die die kognitiven Fähigkeiten ansprechen zu den Aufgaben. Anders als in einer Betreuung zu Hause werden in einer Einrichtung auch Gruppenaktivitäten von Betreuungskräften organisiert.
Ein Beruf für kreative Menschen
Denken und Motorik werden gefördert, indem Anreize geschaffen werden. Alltagsbetreuung bedeutet, diese Anreize zu schaffen und eine Prise Spaß in das Leben der Menschen mit Pflegebedarf zu bringen. Je nachdem, wie mobil die betreute Person ist, können Ausflüge unternommen werden. Spaziergänge, die Begleitung zu einem Sportkurs oder ein Bummel über den Wochenmarkt können dazugehören. Die Motorik und die Fingerfertigkeit können beim Basteln oder beim Spielen mit Karten und Würfeln unterstützt werden.
Hände bleiben beweglich und geben pflegebedürftigen Menschen das Gefühl, selbst etwas machen zu können. Ein sehr bedeutungsvoller Teil des Berufs sind Gespräche. Unterhalten, Erzählen und Vorlesen sind wichtige Elemente der zwischenmenschlichen Interaktion. Ohne Kommunikation und Unterhaltung können Menschen einsam werden. Kommunikationsstärke ist eine Voraussetzung für den Beruf. Gespräche über Alltägliches und das Tagesgeschehen sind geeignet. Alltagsbetreuer wecken und halten das Interesse am gesellschaftlichen Geschehen. Die Unterhaltungen können auf die Interessen der pflegebedürftigen Person abgestimmt sein.
Je nachdem wie gut die Beziehung zwischen Betreuung und Betreuten ist, kann auch über Persönliches gesprochen werden. Menschen mit Demenz können sich sehr deutlich an die vielen Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit erinnern. Hier kann das Anschauen von Fotos, das Vorlesen von kurzen Geschichten aus vergangenen Tagen oder das gemeinsame Hören von Liedern den Erzählfluss fördern.
Welche Voraussetzungen benötigen Alltagsbetreuer?
Spaß am Umgang mit Menschen und die Fähigkeit, sich täglich auf neue Situationen einzulassen, sind wichtig. Empathie, Geduld und Kommunikationsstärke sind wünschenswerte Eigenschaften. Betreut werden Menschen mit Beeinträchtigungen, Demenzerkrankte und ältere Menschen. Die Beziehung muss auf Respekt und Toleranz beruhen und das Gespür für nonverbale Kommunikation erleichtert die Verständigung. Alltagsbetreuer in Wohneinrichtungen müssen in einem Team mit den Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten arbeiten können und unterstützend tätig sein.
Kreativität und die Bereitschaft, sich weiterzubilden, sind hilfreich. Wichtig für den Beruf der Alltagsbetreuung ist es, sich in andere Menschen einfühlen zu können und dennoch eine innere Distanz wahren. Jeder Einsatz der Alltagsbetreuung kann mit einem Abschied verbunden sein. Mentale Stärke und eine positive Einstellung zum Leben sind daher eine gute Basis.
Wer kann Alltagsbetreuer werden?
Der Beruf steht allen Menschen offen, die sich in den geforderten Aufgaben wiederfinden. Menschen, die auf der Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit sind und aus diesem Grund über einen Berufswechsel nachdenken, können eine Ausbildung zur Alltagsbetreuung machen. Interessant ist der Beruf auch für Menschen, die schon Erfahrung in der Pflege und Betreuung eigener Angehörige gesammelt haben und dies beruflich fortsetzen möchten. Einsteiger aus anderen Berufen sind willkommen und die Agentur für Arbeit unterstützt Arbeitssuchende mit der Finanzierung der Weiterbildung.
Viele Eltern und insbesondere Mütter suchen häufig nach einem neuen Wirkungskreis, wenn die eigenen Kinder groß sind und nicht mehr zu Hause wohnen. Diese Familienheldinnen haben einen riesigen Schatz an kreativen Beschäftigungsideen, eine große Menge an Geduld, Menschenkenntnis und Erfahrung und können mit einem abwechslungsreichen Beruf noch einmal Beiträge für die eigene Altersvorsorge leisten.
Zukunftsaussichten der Alltagsbetreuung
Die Perspektiven sind in allen pflegenden Berufen ausgezeichnet. Der Bedarf der Branche an Pflegekräften ist hoch und wird voraussichtlich noch ansteigen. Die Chancen für Alltagsbetreuer, nach der Ausbildung in ein gewünschtes Arbeitsverhältnis einzusteigen und langfristig gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu haben, sind hoch. Das Bewusstsein über die Pflege von Menschen erlebt einen Wandel. Die reine medizinische Versorgung ist nicht mehr das alleinige Merkmal einer guten Pflege. Die soziale Komponente hat und wird weiterhin an Bedeutung gewinnen. Zuspruch und Beschäftigung haben großen Einfluss auf das Wohlbefinden. Zufriedene Menschen sind gesünder und dazu können Alltagsbetreuer einen wertvollen Beitrag leisten.
Ablauf der Ausbildung
Die Weiterbildung zur Kraft der Alltagsbetreuung umfasst einen Zeitraum von ca. 2 Monaten. Der Kompetenzerwerb umfasst folgende Bereiche:
- PC-Anwenderwissen
- Berufsfeld zusätzlicher Betreuungskräfte
- Grundkenntnisse Krankheitsbilder im Tätigkeitsfeld
- Grundkenntnisse der Pflege und Pflegedokumentation
- Kommunikation und Interaktion
- Biografisches Arbeiten
- Lebens- und Alltagsgestaltung Betreuungsbedürftiger
Die einzelnen Fähigkeiten sind in Module zusammengefasst und die gelernten Inhalte müssen selbstständig vertieft werden. Hinzukommen der Erwerb des Erste-Hilfe-Scheins sowie ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung. Über einen Zeitraum von 20 Tagen werden die theoretischen Grundlagen vertieft und angehende Betreuungskräfte erhalten einen Einblick in die Arbeitsabläufe. Personen, die als Betreuungskraft tätig sind, müssen ein eintragsfreies Führungszeugnis vorweisen können und über einen umfassenden und belegbaren Impfschutz verfügen.