Die Entnahme von Rückenmark wird in der Medizin auch Lumbalpunktion genannt und dient der Gewinnung von Gehirnflüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkkanal. Durchgeführt wird die Punktion mithilfe einer Hohlnadel. Die normalerweise klare Flüssigkeit wird dann im Labor auf Veränderungen wie Eiweiß-oder Zuckergehalt, Antikörperkonzentrationen, Bakterien oder Blut untersucht.
Blutvergiftung nach Entnahme von Rückenmark: Grundlegende Informationen
Häufig wird die Lumbalpunktion bei Erkrankungen des Gehirns oder der Gehirnhäute durchgeführt. Klarerweise wird bei dieser Untersuchungsform ein Fremdkörper, in diesem Fall die Nadel, durch die Haut, zwischen den Knochen und in den Rückenmarkkanal gestochen, was trotz der vernachlässigbar kleinen Wahrscheinlichkeit bei richtiger Durchführung gewisse Risiken mit sich bringt. Grundsätzlich gibt es folgende Risikofaktoren:
- Die Infektion durch die versehentliche Verbreitung von Krankheitserregern im Rückenmarkkanal
- Bei zu hohem Einstechen die Verletzung des Rückenmarks
- Schädigung von Nerven im Rückenmarkkanal
- Bei erhöhtem Hirndruck kann eine Verletzung des Gehirns auftreten und das Stammhirn kann eingeklemmt werden
Infektion als Risikofaktor
Der größte Risikofaktor dieser vier Punkte ist im Grunde die Verbreitung von Krankheitserregern im Rückenmarkkanal. Vor allem jedoch erzeugt dieser Punkt das größte Risiko, weil nach der Lumbalpunktion keine stationäre Aufnahme erfolgt, was dazu führt, dass der Patient selbst für die Hygiene im Einstichbereich verantwortlich ist. Meist wird empfohlen, nach der Rückenmarkpunktion bis zur vollständigen Wundheilung nicht zu Baden, sondern lediglich zu duschen. Damit wird das Risiko einer Infektion gesenkt, da beim Duschen keine verstärkte Aufnahme von Wasser und der sich darin befindenden Bakterien erfolgt.
Eine Blutvergiftung wird in der Medizin Sepsis genannt, und tritt dann auf, wenn der gesamte Körper von Viren, Pilzen oder Bakterien über das Blutsystem überschwemmt wird. Normalerweise ist das Immunsystem eines gesunden Menschen dazu in der Lage, eingedrungene Krankheitserreger zu bekämpfen. Die an den Stellen, an denen das Immunsystem seine Arbeit verrichtet entstehende Infektionen werden als lokale Infektionen bezeichnet. Diese beschränken sich auf eine Stelle des Körpers und sind bei geringer Größe und an weniger empfindlichen Stellen wie der Haut eher ungefährlich.
Wann gilt etwas als Sepsis?
Eine Blutvergiftung/Sepsis aber wird dann ausgelöst, wenn die Infektion im gesamten Körper stattfindet, und somit nicht mehr lokal ist. Durch die Sepsis gelangen Krankheitserreger in das Blut und dadurch wiederum in die Lymphwege. Wenn Erreger nun diese erreichen, gelangen sie automatisch auch in Lebenswichtige Organe. Wenn eine Sepsis früh erkannt wird, sind die Heilungschancen sehr gut. Unbehandelt oder sehr spät erkannt, kann eine Sepsis innerhalb kürzester Zeit Lebenswichtige Organe beeinträchtigen, deren Ausfall verursachen und so zum Tod führen.
Blutvergiftung nach Entnahme des Rückenmarks: Was kann das Risiko einer Infektion erhöhen?
Bei der Rückenmarkpunktion mit dickeren Punktionsnadeln, welche eingesetzt werden, wenn der Patient beispielsweise höheren Alters ist, oder aufgrund anderer Faktoren wenig oder weniger Gehirnflüssigkeit vorhanden ist, kann es leichter zu Infektionen kommen, da dadurch die Größe der Einstichstelle wächst. Die Einstichstelle wird mehrmals desinfiziert, (vor der Verabreichung der Lokalanästhesie und vor der eigentlichen Punktion) weshalb die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei der Lumbalpunktion äußerst gering ist. Sollte es aber dennoch zu einer Infektion und sogar einer damit einhergehenden Sepsis kommen, so gibt es einige wichtige Punkte zu beachten.
Zum einen wird die Sepsis in drei verschiedene Stadien eingeteilt. Der Sepsis, der schweren Sepsis und dem septischen Schock. Um die Sepsis nachweisen zu können, wird der sogenannte SIRS-Test durchgeführt. Dieser steht für Systematic Infalmmatory Response Syndrom, bei welchem mindestens zwei der vier Kriterien (Erhöhte oder zu niedrige Temperatur, erhöhte Herzfrequenz, erhöhte Atemfrequenz, erhöhte oder erniedrigte Zahl der weißen Blutkörperchen) zutreffen müssen, um als positiv zu gelten. Des Weiteren wird der Patient auf akute Organausfälle untersucht, von denen klarerweise ein Organ als Kriterium für die Positivität des Tests ausreicht.
Bei einer gewöhnlichen Sepsis kommen lediglich Kriterien normaler Untersuchungen und des SIRS-Tests zustande. Bei einer schweren Sepsis kommen alle Kriterien bereits vor, das bedeutet auch Organausfälle können noch zu einer schweren Sepsis gezählt werden. Der Septische Schock wird dann diagnostiziert, wenn alle Kriterien erfüllt sind, gleichzeitig aber der Blutdruck für mindestens eine Stunde unter 65mmHG abgesunken ist. In diesem Fall handelt es sich um einen Notfall, da ein septischer Schock bei sofortigem Eintreten Lebensgefährlich ist. Eine Intensivstationäre Aufnahme ist verpflichtend und muss streng überwacht werden.
Behandlungsmöglichkeiten einer Blutvergiftung
Im Falle einer Sepsis gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten. Allerdings sind die am häufigsten Angewandten Behandlungen Therapien mit Antibiotika und entzündungshemmender Medikamente. Die Therapieform wird natürlich von der Schwere der Sepsis bestimmt, was dazu führt, dass bei extremen Fällen auch eine chirurgische Entfernung des Entzündungsherdes erforderlich machen kann. Natürlich muss bei einem Schock eine Schockbehandlung durchgeführt werden, in einigen Fällen muss ein künstlicher Ersatz der Funktion der Nieren als Behandlungsform herangezogen werden, aber auch künstliche Ernährung und die Gerinnungstherapie sind mögliche Therapieformen bei einer Sepsis.
Sollte bei einer Sepsis keine sofortige, intensive medizinische Behandlung durchgeführt werden, besteht absolut keine Überlebenschance. Die Hauptursache für das Versterben von Patienten an einer Sepsis ist jedoch die Tatsache, dass diese meist zu spät erkannt werden. Bis zu 40% aller Patienten versterben trotz Antibiotika und anderer intensiver Therapieformen.
Präventivmaßnahmen
Eine Blutvergiftung kann jedoch viel besser präventiv, als posttraumatisch behandelt werden, weshalb immer wieder auf die Bedeutung des Immunsystems hingewiesen wird. Ein gutes Immunsystem kann im Grunde bereits ohne medikamentöses Zutun eine Sepsis abwehren. Wenn möglich sollte sicherheitshalber ein infektiöser Herd immer chirurgisch entfernt werden, da dadurch die Wahrscheinlichkeit für die Ausbreitung minimiert wird. Sollte während eines Eingriffs eine Infektion stattfinden, oder nach einem chirurgischen Eingriff, so treten immer danach hohes Fieber und starke Krankheitsgefühle auf, weshalb jeder Patient beim Auftreten derartiger Symptome in notfallmäßige Behandlung gehört.
Ist die Angst vor einer Sepsis bei einer Blutvergiftung nach einer Rückenmarks Entnahme berechtigt?
Zusammengefasst lässt sich über die Wahrscheinlichkeit der Blutvergiftung bei einer Rückenmarkpunktion sagen, dass sie extrem gering ist. Das Problem bei einer Infektion im Rückenmarkkanal ist, dass sich dort lebenswichtige Nerven, die Verbindung zum Gehirn und eine Zentrale, was den Bewegungsapparat des Menschen betrifft, befinden. Alle Funktionen können bei einer tatsächlichen Infektion schwer geschädigt werden oder vollkommen irreparabel ausfallen. Bei allen Eingriffen im Bereich des Rückenmarks gelten strengste Hygienevorschriften, welche aufgrund genau dieser vorhin aufgezählten Risikofaktoren von jedem Arzt, der die Punktion durchführt beachtet werden müssen und auch beachtet werden.
Im Grunde hat jeder Mensch, dessen Immunsystem normal funktioniert keinen Grund dafür, Angst vor einer Lumbalpunktion zu haben. Denn allein wenn Erreger den Wundbereich, weit außerhalb des Rückenmarkkanals erreichen sollten, werden sie vom Abwehrsystem des Menschen erkannt und sofort beseitigt. Dies geschieht entweder durch die angeborene, oder die adaptive Immunabwehr des Menschen, welche sich an neue, unbekannte Krankheitserreger anpassen kann.