Krankenpflege-Jobs haben notorisch einen schlechten Ruf. Dabei ist die Aufgabe anderen Menschen zu helfen eigentlich erfüllend und auch der Grund, warum Menschen zur Pflegekraft werden. Was hat es mit den negativen Stimmen auf sich und wo liegen die Chancen von Jobs im Gesundheitswesen?
Angebot und Nachfrage
Spätestens zu Corona-Zeiten ist der Begriff allgegenwärtig: Es herrscht ein Pflegenotstand. Das heißt, dass wir deutlich weniger Menschen haben, die im Pflegebereich arbeiten, als wir eigentlich brauchen. Dadurch sind etliche Menschen unterversorgt und etliche Pflegekräfte überarbeitet. Am schlimmsten sieht es in der Altenpflege aus. Das ist ein düsterer Ausblick in die Zukunft. Wir alle leben länger und die Zahl an alten Menschen nimmt zu, aber nicht die Zahl derer, die bereit sind, sich um sie zu kümmern.
Offene Stellen im Pflegebereich finden Sie hier: medi-karriere.de/gesundheits-und-krankenpflege-jobs.
Jobs, die viel gefragt sind, sollten eigentlich beliebt sein. Als Bewerber weiß man, dass seine Ausbildung immer etwas wert sein wird, da man immer gebraucht wird. Man hat den Luxus, sich nicht um seine berufliche Sicherheit sorgen zu müssen. Vor allem in einer Branche, die es voraussichtlich immer geben wird. Der Grund, warum die Bewerber fernbleiben, muss also ein anderer sein.
Hürden
Wenn sich dieser Fachkräftemangel nicht ausgleicht, wird er in Zukunft nur noch weiter steigen. Das Problem liegt in mangelnden Strategien zur Personalgewinnung und vor allem -haltung. Die zwei wichtigsten darunter sind das Gehalt und die Arbeitszeiten:
Gehalt
Studien haben ergeben, dass Gehalt nicht alles ist. Wer in seinem Job unglücklich ist, wird auch durch Gehaltserhöhungen nicht dazu motiviert, besser zu arbeiten. Aber das Gehalt ist dennoch ein Faktor, der bei den Überlegungen des gewünschten Berufsweges wichtig ist. Mehr Gehalt gibt Sicherheit und Freiheiten, die den Arbeitsaufwand und seine Belastung abfangen können. Wer beispielsweise genug Geld verdient, um sich eine gute Kinderbetreuung leisten zu können, wird weniger Probleme damit haben, mehr zu arbeiten.
Gehalt ist einer der Top-Gründe, aus denen Menschen überlegen ihren aktuellen Job zu verlassen oder zögern einen ungeliebten Job hinter sich zu lassen. Der Knackpunkt ist eine faire Vergütung. Leider hat diese in der Vergangenheit selten mit dem Arbeitsaufwand der Pflegekräfte übereingestimmt.
Zum Glück ist aber eine Besserung in Aussicht: Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie wurde noch einmal auf den Missstand der Bezahlung von Pflegekräften aufmerksam gemacht, im Vergleich dazu, wie bedeutsam ihre Arbeit ist. Deswegen wurden bereits Lohnerhöhungen entschlossen. Bis 2022 soll das Gehalt im Pflegesektor um 8,7 % angestiegen sein.
Arbeitszeiten
Atypische Arbeitszeiten, wie sie in Pflegeberufen oft vorkommen, sind eine Belastung für viele Menschen. Ein Großteil der Pflegekräfte arbeitet in Teilzeit mit Rufbereitschaft, Wochenend- und Nachtdienst. Während für andere Arbeitsbereiche feste Ruhezeiten von mindestens 11 Stunden zwischen zwei Einsätzen eingehalten werden müssen, darf diese in Pflegeberufen verkürzt werden. Den Pflegekräften fehlt es an Möglichkeiten sich zu erholen und ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Dadurch lässt sich der Job oft schwer mit einem Familienleben vereinbaren.
Warum sich ein Job als Pflegekraft trotzdem lohnt
Wenn man sich das schlechte Image der Pflegejobs anschaut, kann man sich fragen, warum Menschen überhaupt auf die Idee kommen, im Gesundheitswesen zu arbeiten. Die Antwort darauf ist ganz einfach und ein wichtiger Grund: Es ist ein erfüllender Job. Einen Sinn in dem zu sehen, was man beruflich macht, ist der beste Motivationsfaktor. Es macht uns glücklich, zu sehen, dass wir gebraucht werden und helfen können.
Vor allem Menschen, die viel Wert auf zwischenmenschliche Interaktionen legen, entscheiden sich deshalb für den Job als Pflegekraft. Man begleitet kranke oder sterbende Menschen und ermöglicht ihnen, sich zu bessern, sowohl mental als auch physisch, und weiterhin ein menschengerechtes Leben zu führen. Die Dankbarkeit, die man dafür zurückbekommt, findet man in anderen Arbeitsfeldern kaum.
Varianz
Der Gesundheitssektor ist groß und hat viele Unterteilungen. Als Krankenpfleger*in hat man viele Einsatzbereiche und durch Weiterbildung die Möglichkeit, sich vielfältig weiterzuentwickeln. Neben der Arbeit in Krankenhäusern und den vielen Fachbereichen kann man in Praxen arbeiten, für Pflegedienste und sogar freiberuflich. Man kann Pflegen, Beraten und administrativ arbeiten, im privaten oder gesetzlichen Krankenversorgungsbetrieb.
Steigende Bedeutung
Krankenpfleger*innen sind unabdinglich. In der Pandemie haben sie das Gesundheitssystem beinahe eigenhändig getragen. Deshalb steigt das Bewusstsein dafür, wie wichtig sie sind. Es bleibt dem Staat nichts anderes übrig, als die Begehrtheit der Jobs zu steigern und die jetzigen Pflegekräfte ausgiebig zu entlohnen. Sie selbst haben jetzt die Möglichkeit, ihre Notwendigkeit als Druckmittel zu nutzen, um sich ihre Arbeitsbedingungen vorteilhafter zu gestalten.
Fazit
Der Beruf der Pflegekraft hat ein schlechtes Image, weil er zu lange nicht gebührend entlohnt wurde. Die Pflegenotstand-Krise macht es aber zwingend notwendig, den Job schmackhafter zu gestalten, damit wir jetzt und in Zukunft genügend Fachpersonal finden, dass unsere Pflege übernimmt. Deshalb gibt es nun die Chance, das Blatt zu wenden und das Image von Pflegeberufen aufzupolieren.