Bei Keratosis pilaris, im Volksmund auch als Reibeisen- oder Gänsehaut bekannt, handelt es sich um eine Verhornungsstörung der Hautzellen. Der Körper produziert zu viel Keratin, weshalb die Poren der Haut verstopfen. In der Folge bilden sich unzählige kleine, verhärtete Pickel auf der Hautoberfläche. Diese fühlen sich bei Berührung an wie klassische Gänsehaut, oder eben − wenig schmeichelhaft − wie ein Reibeisen.
Keratosis pilaris: Welche Ursachen sind bekannt?
Hier tappt die dermatologische Forschung noch ziemlich im Dunkeln. Derzeit geht man jedenfalls von einer erblichen Veranlagung aus, die das Auftreten der Krankheit begünstigt. Auch äußere Faktoren wie tendenziell trockene Haut oder eine Neurodermitis als Vorerkrankung gehen mit einer Keratosis pilaris häufig einher. Die Krankheit tritt überwiegend in der Pubertät auf, aber auch junge Erwachsene können noch von ihr heimgesucht werden. Im Vergleich trifft es Mädchen öfter als Jungen. Mit zunehmendem Alter ist häufig eine Verbesserung des Hautbildes festzustellen. In den meisten Fällen verschwindet sie irgendwann wieder ganz.
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Da die Ursachen abseits familiärer Vorbelastung leider bislang unbekannt sind, gibt es auch keine speziellen medizinischen Therapien, auf die die Reibeisenhaut ansprechen würde. Wichtig ist jedoch eine tägliche Pflegeroutine mit qualitativ hochwertigen Produkten.
Küssen erlaubt!
Die Reibeisenhaut macht sich zwar häufig nur an Oberarmen und Beinen bemerkbar. In einigen Fällen jedoch ist auch das Gesicht betroffen. Doch keine Angst: Die Krankheit ist absolut nicht ansteckend und hauptsächlich ein kosmetisches Problem, kein medizinisches.
Keratosis pilaris auf Armen und Beinen: Reibung vermeiden!
Wer nur oder hauptsächlich auf Oberarmen und Beinen mit der lästigen Hautkrankheit zu kämpfen hat, hat schon mal einen ästhetischen Vorteil: Man kann die unschönen Pickel einfach und diskret unter der Kleidung verschwinden lassen. Diese sollte möglichst aus Naturfasern wie Baumwolle bestehen und mit Spezialwaschmittel für sensible Haut gepflegt werden. Die Kleidung sollte locker am Körper sitzen. Besonders Socken und Unterwäsche dürfen nicht in die Haut einschneiden, da es an diesen Stellen zu Rötungen, Hautreizungen und Entzündungen kommen kann.
Wenn diese aufplatzen und zu nässen oder bluten beginnen, wird aus dem rein ästhetischen Problem im Handumdrehen ein äußerst schmerzhaftes medizinisches. Insgesamt sollten alle Textilien, die mit empfindlicher Haut in Berührung kommen, aus ökozertifizierten Naturfasern bestehen. Kunstfasern lassen die ohnehin schon verstopften Poren noch weniger atmen, regen die Schweißproduktion an und sorgen zusätzlich dafür, dass man sich in seiner Haut noch weniger wohl fühlt als dies ohnehin schon der Fall ist.
Die richtige Pflege bei Reibeisenhaut
Neben Spezialprodukten aus der Apotheke haben sich bei der herausfordernden Pflege der sensiblen Haut hauptsächlich Produkte bewährt, welche den künstlichen Harnstoff „Urea“ enthalten. Aber auch Präparate mit Salizylsäure können Linderung und eine Verbesserung des Hautbildes verschaffen. Wichtig ist vor allem, dass die zu Trockenheit neigende, verhornte Haut ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt wird. Rückfettenden Produkten ist daher definitiv der Vorzug zu geben. Die Haut sollte morgens und abends mit einem entsprechenden Reinigungsprodukt (Schaum, Waschgel, Lotion) gereinigt und so auf die darauffolgenden Pflegeprodukte perfekt vorbereitet werden.
Keratosis pilaris: Augen auf bei der Produktwahl
Neben den Inhaltsstoffen Urea und Salizylsäure sollten einige Zusätze definitiv nicht in Cremes und Salben enthalten sein, wenn man unter Reibeisenhaut leidet. Dazu zählen vor allem Alkohol, da er die Haut nachweislich austrocknen kann. Des Weiteren sind Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe zu vermeiden, da sie häufig allergische Reaktionen auslösen und so das Erscheinungsbild der Haut zusätzlich verschlechtern können. Wenn sich die kleinen Pickel erst einmal entzündet haben, ist neben dem kosmetischen Aspekt auch Wundmanagement angesagt. Daher gilt wie immer: Vorbeugen ist besser und einfacher als Heilen.
Tagespflege: Geschützt durch den Tag
Nach der morgendlichen Reinigung sollte die ideale Tagespflege aufgetragen werden. Da es sich eben um rückfettende Produkte handeln sollte, wird ein leichter Glanz nicht zu vermeiden sein. Am Körper ist diese Tatsache kein Thema. Die unschönen Pickel verschwinden unter der Kleidung ohnehin. Im Gesicht empfinden den speckigen Hautglanz aber vor allem Mädchen und Frauen als störend. Das Problem dabei: Ein Überschminken macht das Hautbild leider weder kurz- noch langfristig besser.
Warum Keratosis pilaris und Make-Up nicht zusammenpassen
Die lästigen Pickel im Gesicht sind wahrlich keine Augenweide. Wer nun aber auf die Idee kommt, sie unter mehreren Schichten von Make-Up, Puder und Concealer zu verbergen, wird mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Zum einen müsste man schon die Fertigkeiten und Techniken einer Profi-Visagistin oder eines Make-Up Artists beherrschen, um die unzähligen kleinen Erhebungen gekonnt verschwinden zu lassen. Meist macht man es damit aber eher schlimmer und betont die Hautunreinheiten noch zusätzlich. Aber auch langfristig tut man sich damit nichts Gutes. Die Haut trocknet unter der Camouflage-Schicht erst recht wieder aus und die Verhornung der Epidermis verschlimmert sich in der Folge noch mehr.
Nachtpflege: Sauer macht schön
Ideal für die Nachtpflege sind Cremes und Lotionen, die Milch- oder Fruchtsäuren enthalten. Diese lösen die verhornten Hautschuppen zuverlässig ab und glätten die Hautoberfläche. Außerdem wird auf diese Art lästigen und schmerzhaften Entzündungen vorgebeugt. Ein- bis zweimal pro Woche kann auch ein Fruchtsäurepeeling zur Anwendung gelangen. Die Verwendung solcher Produkte sollte jedoch unbedingt vorab mit Hautärztin oder Kosmetikerin besprochen werden. Wichtig: Eine Verbesserung der Hautstruktur kann nur erzielt werden, wenn die Pflegeroutine wirklich regelmäßig durchgeführt wird.
Disziplin vor dem Spiegel
So schwer es manchen von uns auch fallen mag: Bei Keratosis pilaris gilt noch mehr als bei Akne: Finger weg von den Pickeln. Selbstbeherrschung ist hier das Gebot der Stunde. Die kleinen Erhebungen würden durch das Ausquetschen auch nicht verschwinden, im Gegenteil. Eine Reihe von Entzündungsherden wäre die Folge. Das Abheilen von diesen dauert dann noch um einiges länger. Der Grund: Die kleinen Pickel bestehen nämlich nur aus einem harten Hornpfropfen, der sich durch Kratzen und Drücken nicht in die Flucht schlagen lässt. Im schlimmsten Fall entwickelt sich der dezente kleine Stecknadelkopf zu einem handfesten, entzündeten, eiternden Mitesser.
Laser gegen Reibeisenhaut: Laser gewinnt
Wenn eine konservative Langzeitbehandlung ohne sichtbare Erfolge geblieben ist, kann eine Laserbehandlung im Kampf gegen Keratosis pilaris wahre Wunder bewirken. Die meisten Betroffenen sehen bereits nach der ersten Sitzung eine Verbesserung des Hautbildes. Nach drei bis vier Sitzungen im Schnitt sollten die lästigen Pickel der Vergangenheit angehören. Risiken und Nebenwirkungen dieser Behandlungsmethode sind nicht bekannt. Durchgeführt werden sollte sie allerdings auch nur von Dermatolog*innen. Der Nachteil: Laserbehandlungen sind sehr teuer. Eine Kostenerstattung oder zumindest ein Zuschuss durch die Gesundheitskassen ist bei der Diagnose „Keratosis pilaris“ auch nicht vorgesehen.
Nadelstiche gegen Narben
Wer es doch nicht lassen kann und an den Verhärtungen herumdoktern muss, wird leider mit störenden Narben bestraft werden. Gegen diese hilft eine Behandlung mit dem Dermaroller, auch Microneedling genannt. Je nachdem, wo die Narben an Gesicht oder Körper sitzen, entscheidet die Fachfrau oder der Fachmann, mit welcher Nadellänge dagegen am besten vorzugehen ist. Auch hier gilt, wie beim Laser auch, die Kosten pro Behandlung sind sicher ein Faktor, den es zu berücksichtigen gilt.
Die richtige Ernährung bei Keratosis pilaris
Wie die meisten Krankheiten kann auch die Reibeisenhaut über die Ernährung ein wenig gesteuert werden. Dermatolog*innen empfehlen bei Reibeisenhaut eine Ernährung, die frei von potenziellen Allergenen ist. Der erste Schritt in die richtige Richtung wäre hier ein Allergietest bei Ärztin oder Arzt. Die Hauptverdächtigen Gluten, Lactose und Zitrusfrüchte können dieserart schnell und zuverlässig identifiziert und in weiterer Folge vom Speiseplan gestrichen werden. Da die Reibeisenhaut häufig eine Begleiterscheinung von Neurodermitis ist, können die Ernährungsempfehlungen für sie einfach umgesetzt werden.
Dort stehen tierisches Eiweiß, Milchprodukte, Weizenmehl und Gemüse wie Kartoffeln, Sellerie, Karotten und Tomaten auf der Watchlist jener Lebensmittel, die es zu vermeiden gilt. Außerdem ist es für die Feuchtigkeitsbarriere der Haut sehr wichtig, über den Tag verteilt ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken.
Kann man gegen Keratosis pilaris vorbeugen?
Wenn die Keratosis pilaris bereits innerhalb der Familie bekannt und vielleicht schon mehrfach in Erscheinung getreten ist, sollte der Haut von Kindern und Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit zukommen. Wenn von klein auf darauf geachtet wird, dass sie gut durchfeuchtet und vor Austrocknung geschützt ist, hat die Reibeisenhaut kein leichtes Spiel. Gerade in den Wintermonaten sollte auch auf die Luftfeuchtigkeit in den Räumen geachtet werden, da trockene Heizungsluft das Auftreten dieser und anderer Hautprobleme begünstigt. Treten dann tatsächlich die ersten Pickel in Erscheinung, die auf ein Ausbrechen der Keratosis pilaris hinweisen, hilft nur cremen, cremen, cremen.
Auf diese Art bleibt die Reibeisenhaut zumindest ein wenig unter Kontroller und wird auch über kurz oder lang wieder verschwinden, wie sie gekommen ist.
Leben mit Reibeisenhaut: Lästig, aber bewältigbar
Keine Hautkrankheit macht das Leben der Betroffenen leichter, schöner oder besser. Allerdings ist die Keratosis pilaris noch eine der harmloseren, die – richtige Pflege vorausgesetzt – irgendwann auch wieder gänzlich von der Hautoberfläche verschwunden ist und auch so gut wie keine Narben hinterlässt. Ein demütig zu ertragendes Schicksal ist die Reibeisenhaut aber nicht. Mit der beständigen, richtigen Pflege und einer kompetenten ärztlichen oder kosmetischen Betreuung im Hintergrund, kann jede und jeder selbst dafür sorgen, dass sie das eigene Leben nicht mehr als unbedingt notwendig beeinträchtigt.
Hier liegt zwar eine Krankheit zugrunde, tatsächlich ist es jedoch hauptsächlich ein optisches Problem, kein gesundheitliches. Sich dies immer wieder vor Augen zu führen ist essenziell, damit aus einer lästigen Hautsache keine Hauptsache wird.