Es erwischt ca. 70 Prozent beim Basketball, ca. 55 Prozent beim Volleyball und ca. 18 Prozent beim Fußball – Sprunggelenkbruch oder Knöchelfraktur. Wie sich eine Sprunggelenksfraktur äußert und welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um das Laufen wieder zu erlernen, schauen wir uns nachfolgend an.
Laufen lernen nach einer Sprunggelenksfraktur: Grundlegende Informationen
Unter einer Sprunggelenksfraktur verstehen wir einen Bruch des Außen- oder Innenknöchels mit oder ohne Bandverletzung am oberen Sprunggelenk. Im Fall einer sogenannten bimalleolären Fraktur sind sogar beide Knöchel gebrochen. In diesem Zusammenhang ist das Volkmann-Dreieck zu erwähnen, dass einen Abriss der hinteren unteren Schienbeinkante bedeutet. Nach der Einteilung von Weber wird die Art der Verletzung des Bandapparates zwischen Schienbein und Wadenbein (vorderes und hinteres Syndesmoseband) definiert:
- Weber A: Außenknöchelfraktur unterhalb der Syndesmose ohne Bandschaden
- Weber B: Außernknöchelfraktur in Höhe der Syndesmose, vorderes Syndesmoseband gerissen
- Weber C: Außenknöchelfraktur über der Syndesmose, mögliche Verletzung der Syndesmosenbänder
- Maisonneuve-Fraktur: Weber C-Außenknöchelfraktur mit Verletzung der Membrana interossea bis zum Frakturspalt
Wie kommt es zur Sprunggelenksfraktur und welche Symptome treten auf?
Die Knöchelfraktur entsteht durch Ein- oder Auswärtsknickung des Fußes mit oder ohne Ein- oder Auswärtsdrehung der Fußzehen. Grundsätzlich sind schmerzhafte Symptome die Regel. Zusätzlich ist das Sprunggelenk verformt und kommt mit einer Hämatomverfärbung, schmerzhaften Bewegungseinschränkungen und Belastungsunfähigkeit.
Wie sehen die therapeutischen Maßnahmen aus?
Konservativ
Im Fall von Weber A, wenn Knöchelfrakturen noch nicht vollständig verschoben sind, wieder eingerichtet werden können und während der Heilungsdauer sich nicht verschieben. Die Maßnahmen:
- 10 Tage Unterschenkelliegegips
- 4 Wochen Unterschenkelgehgips
- 6 Wochen Spezialschuh mit Teilbelastung
Operativ
Ist der Knöchel verschoben, wird er operativ anatomisch rekonstruiert und durch eine Plattenstabilisierung fixiert. Nach Weber B und C wird der Kapsel-Bandapparat inklusive der Syndesmose genäht. Bei einer gerissenen Membrana interossea ist davon auszugehen, dass keine ausreichende Gelenkstabilität erreicht werden kann, so dass die Syndesmose durch eine Stellschraube gesichert werden muss.
Die präzise Rekonstruktion des Knöchelgabelabstandes und die Plattenstabilisierung des Wadenbeins sollen die Grundlage darstellen, um eine funktionelle Nachbehandlung und Anpassung der Bänder unter physiologischen Gesichtspunkten zu ermöglichen.
Laufen lernen nach Sprunggelenksfraktur: Komplextherapie
(1.) Entzündungsphase
Die folgenden Maßnahmen können aus der Gipsschiene heraus umgesetzt werden:
- P.E.C.H. – Schema (Pause, Compression und Hochlagern) Eis,
- passive Mobilisation (Anregung der Muskelaktivität durch einen Therapeuten)
- manuelle Lymphdrainage
Ziele der Entzündungsphase:
- Förderung der Abschwellung
- Linderung von Schmerzsymptomen
- Erhaltung der Mobilität
(2.) Konsolidierungsphase
Die Konsolidierungsphase ist durch 4 Wochen Gips/6 Wochen Spezialschuh mit Teilbelastung gekennzeichnet und soll bisherige Behandlungserfolge stabilisieren.
Inhalte der Konsolidierungsphase:
- Passive und aktive Mobilisation
- Manuelle Lymphdrainage
- Gangschule (Abrollbewegungen mit Bodenkontakt, Teilbelastungen)
Innerhalb der Gangschule werden konkret folgende Inhalte im schmerzfreien Bereich umgesetzt:
- passive Isokinetik
- Kraftausdauertraining der Plantarflexoren
- Untere Extremität wird innerhalb einer geschlossenen Bewegungskette ohne Plantarflexion, aber mit Teilbelastung, trainiert
- Kraftausdauer- und Muskelzuwachstraining der gesamten Beinmuskulatur, insbesondere Oberschenkel-, Po-, Hüftadduktoren-, und Hüftabduktorenmuskulatur
- bewegungstherapeutische Maßnahmen im Wasser (z. B. Aqua-Jogging)
- Fahrradergometer-Training mit Kontakt der Fersen
Ziele der Konsolidierungsphase:
- Förderung der Abschwellung
- Linderung von Schmerzsymptomen
- Erlernen des Gehens mit Unterarmgehstützen
- Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels
- Erhaltung und Förderung des mögliches Bewegungsausmaßes
- Krafttraining der Plantarflexoren
- Krafttraining der umliegenden Muskelgruppen
- Krafttraining der antagonistischen Muskelgruppen
- Förderung der allgemeinen Ausdauerleistung
(3.) Remodulierungsphase
Die Remodulierungsphase dient der Stabilisierung und Vertiefung der Gewebe- und Kochenheilung.
Inhalte der Remodulierungsphase:
- Manuelle Therapie zur Verbesserung des Bewegungsausmaßes
- Steigerung der Belastung mittels PNF sukzessive bis zur Vollbelastung und Hinführung zum Sport
- rhythmische Stabilisation innerhalb der Bewegungskette mittels Kleingeräte
- Training sportartspezifischer Bewegungsmuster unter Vollbelastung
Ziele der Remodulierungsphase:
- Stabilisierung der Körperanatomie
- Hinführung zum maximalen Bewegungsausmaß der Extremitäten
- Maximierung der Kraftfaähigkeiten
- Maximierung der Stabilisierungsfähigkeit
- Hinführung zu sportartspezifischen Bewegungsmustern
Vertiefende Inhalte innerhalb der Remodulierungsphase:
Die vertiefenden Inhalte der Remodulierung führen zur endgültigen Wiederherstellung der bewegungs- und sporartspezifischen Physiologie.
- isometrisches und dynamisches Kraftausdauertraining der Fußpro- und supinatoren
- Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen innerhalb der Funktionskette
- Muskelaufbautraining der Dorsalextensoren und Plantarflexoren
- konzentrisch-exzentrisches Training der Plantarflexoren und Dorsalextensoren
- isometrisches und dynamisches Kraftausdauertraining der Dorsalextensoren
- Training von Fähigkeiten des täglichen Lebens (ADL`s = Activities od Daily Living)
- Therapeutisches Gang- und Laufschulung
- Training der Reaktivkraft der unteren Extremität
- Verbesserung der allgemeinen Ausdauer durch Laufbewegungen
- sportartspezifische Bewegungsabläufe unter leichten, schweren und erschwerten Bedingungen
Die vertiefenden Ziele der Remodulierung sind auf die entsprechenden Inhalte abgestimmt und sollten durch regen Informationsaustausch über Belastbarkeit, Bewegungsausmaß und Koordinationsfähigkeiten der zuständigen Therapeuten und Ärzte untereinander abgesichert werden.
Verbesserung der sogenannten Propriozeption
Propriozeptives Training ist eine effektive Methode, um die Tiefenwahrnehmung des Körpers mithilfe von Konzentrations- und Stabilisierungsübung zu verbessern. Die sogenannten Propriozeptoren sind kleine „Sinnesorgane“ in Muskeln, Sehnen,
Bändern, Gelenken und Bindegewebsstrukturen, die angeben, wie der Körper sich gerade im Raum positioniert und bewertet. Gerade in Kombination mit Krafttraining kann die inter- und intramuskuläre Koordination durch Propriozeption verbessert werden.
- Krafttraining der Unterschenkelmuskulatur
- Integration des Sprunggelenks innerhalb funktioneller Bewegungsabläufe
- Krafttraining der Fußpronatoren und -supinatoren
- sukzessive Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. sportartspezifischen Belastung
Nach einer Sprunggelenkfraktur wieder Laufen lernen: Unser Fazit
Ein Sprunggelenkbruch muss differenziert und angepasst behandelt werden. Je nach Art und Weise des Bruches bzw. Verletzung der umliegenden Strukturen wird nach Weber diagnostiziert. Konservative oder operative Maßnahmen entscheiden dann über den weiteren therapeutischen Ansatz. Innerhalb der Entzündungsphase (und Proliferationsphase), Konsolidierungsphase und Remodulierungsphase werden Ziele und Inhalte gemäß des jeweiligen Rehabilitationsstatus definiert.