Als eine Leberruptur bezeichnet man einen Riss in der Leber, die auch als Hepar bezeichnet wird und als eines der wichtigsten Organe im Körper des Menschen gilt. Ein Leberriss wird in der medizinischen Fachsprache auch als Hepatorrhexia bezeichnet und kann schwerwiegende Folgen haben. Ein Leberriss gilt als Abdominaltrauma und kann nur durch Gewalteinwirkung auftreten. Eine vorliegende Leberkrankheit kann nie der Fall für einen Leberriss sein.
Ein Riss in der Hepar gilt als ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall, da es bei dem Betroffenen zu starken inneren Blutungen kommen kann oder sich bei fehlender medizinischer Versorgung eine Bauchfellentzündung entwickeln kann. Wenn eine Leberruptur vorliegt muss der Betroffene unbedingt medizinisch versorgt werden.
Leberriss: Die möglichen Ursachen
Die häufigste Ursache einer Leberruptur ist ein stumpfes Bauchtrauma. Dieses kann beispielsweise ein Schlag, Stoß oder Tritt in die Abdomen sein oder bei einem Unfall passieren. Auto- oder Sportunfälle können einen Riss in der Leber hervorrufen, besonders im Reitsport, Kampfsport und Motorsport ist besondere Vorsicht geboten. Bei Autounfällen kommt es nicht selten vor, dass der Bereich der Abdomen durch Schläge oder den Druck der Karosserie oder sogar des Airbags in Mitleidenschaft gezogen wird. Ähnliches gilt im Motorsport, allerdings erhöht sich dort zusätzlich das Unfallrisiko bei zu hohen Geschwindigkeiten.
Aufgrund so hoher Geschwindigkeiten erhöht sich der Druck auf die Abdomen bei einem Aufprall oder Schlag und das Risiko einer Leberruptur ist sehr hoch. Im Reitsport kann es abgesehen von Stürzen, zu Tritten des Pferdes kommen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wichtige Organe im Körper verletzen. Nicht selten erleiden Reitsportler einen Leber- oder Milzriss. Besonders im Springreiten kann es unter anderem auch zu schweren Stürzen kommen, bei denen der Aufprall schwerwiegende Folgen haben kann. Im Kampfsport oder auch bei Schlägereien ist immer das Risiko eines Leberrisses gegeben. Schläge, Tritte und stumpfe Gewalteinwirkungen können der Leber sehr zusetzen.
Eine weitere Ursache für eine Hepatorrhexia ist ein penetrierendes Bauchtrauma. Im Gegensatz zum stumpfen Bauchtrauma erfolgt hier kein Schlag, sondern eine punktuelle Verletzung der Hepar. Spitze Gegenstände können durch das Eindringen in die Bauchdecke eine Penetration der Leber hervorrufen und so einen Riss entstehen lassen. Meist entsteht ein solches Trauma durch Gewalteinwirkung in Form eines Messerstichs oder Ähnlichem. Doch auch Knochen, wie etwa das Ende einer gebrochenen Rippe, kann bei eine Unfall in die Leber bohren und so einen Riss entstehen lassen.
Weitere Ursachen
Ausgeschlossen ist es allerdings, dass eine Leberruptur durch eine Leberkrankheit entsteht. Zwar können diverse Leberbeschwerden die Stabilität der Leber beeinflussen und somit das Risiko eines Leberrisses erhöhen, jedoch muss immer ein Abdominaltrauma verursacht werden, um einen Leberriss zu provozieren. Auch während einer Schwangerschaft kann es zu einer Heparruptur kommen, in diesem Fall spricht man in der Medizin von einem sogenannten HELLP Syndrom. Das HELLP Syndrom enthält alle Symptome, die für eine Leberruptur verantwortlich sind und das Wort HELLP setzt sich aus den Anfangsbuchstaben dieser Symptome im Englischen zusammen.
H steht für den englischen Begriff „haemolysis“, was auf Deutsch hämolytische Anämie bedeutet. Eine hämolytische Anämie ist der medizinische Begriff für den Blutverlust, der eine verkürzte Lebensdauer der roten Blutkörperchen nach sich zieht. Der Buchstabe E und L sind der Beginn der englischen Phrase „elevated liver enzyme levels“, was übersetzt bedeutet, dass die Leberwerte erhöht sind. Die Buchstaben L und P bedeuten „low platelet count“, also ein verringertes Vorkommen der lebenswichtigen Thrombozyten. Wenn das HELLP Syndrom auftritt kommt es meist am Ende einer Schwangerschaft zu einem Leberriss, da der Druck auf die Leber zu stark wird.
Symptome einer Leberruptur
Prinzipiell kommt es bei einem Riss in der Leber zu heftigen Schmerzen im rechten Oberbauch. Diese Schmerzen treten meist unmittelbar nach dem erfolgten Abdominaltrauma auf. Die Schmerzen können je nach Größe und Tiefe des Risses in den gesamten Oberkörper, den Rücken oder die gesamte rechte Körperseite ausstrahlen. Meist folgen den Schmerzen enorme Bauchkrämpfe und die Bauchdecke des Betroffenen kann sich verhärten, hier ist ebenfalls besonders der rechte Oberbauch ist betroffen. Wenn durch das Abdominaltrauma innere Blutungen aufgetreten sind, entstehen meist im Oberbauch oder entlang der rechten Seite der Abdomen Schwellungen, in denen sich das Blut ansammelt.
Dies geschieht, da die Blutbahnen im Lebergewebe durch die äußere Gewalteinwirkung zerstört wurden und so das Blut ungehemmt in die Bauchhöhle fließen kann. Die Symptome einer vorliegenden Leberruptur unterscheiden sich je nach Größe und Tiefe des Leberrisses und davon, welche Stelle der Leber betroffen ist. Wenn die Leberkapsel ebenfalls gerissen ist, kann es sehr unangenehm werden. Es tritt im folgenden Verlauf Gallensäure aus, die in den gesamten Bauchraum strömen kann und somit ist das Risiko einer Bauchfellentzündung gegeben. Durch die freigesetzte Säure wird das Gewebe im Bauchraum angegriffen und Keime lösen eine Entzündung aus, eine sogenannte Bauchfellentzündung.
Liegt neben einer Leberruptur auch eine Bauchfellentzündung vor, sind die Schmerzen viel stärker und die Bauchdecke ist nicht nur verhärtet, sondern reagiert äußert empfindlich auf Berührung.
Ein Leberriss wird meist erst dann lebensbedrohlich, wenn er nicht medizinisch versorgt wird, oder wenn er von Anfang an einen großen Gewebeschaden darstellt. Liegt ein großer Schaden des Lebergewebes vor und ritt viel Blut in den Bauchraum aus, kommt es meist zu starkem Blutdruckabfall und der Kreislauf fällt langsam in sich zusammen. Es kann im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufstillstand kommen, wenn der Blutverlust zu hoch ist oder die Ruptur unbehandelt bleibt. Weitere Begleiterscheinungen sind Übelkeit und Schwindel, sowie Herzrasen und Angstgefühle, bis hin zu Kaltschweißigkeit und vollkommener Bewusstlosigkeit.
Wichtig ist, dass bei auftretenden Symptomen sofort ein Arzt aufgesucht wird, um Schlimmeres zu verhindern. Besonders, wenn der Kreislauf beginnt zusammenzubrechen und erste Schockanzeichen auftreten, muss sofort ein Notarzt verständigt werden.
Wie wird eine Leberriss festgestellt?
Ärzte können einen Leberriss mittels einer Ultraschalluntersuchung feststellen. Sind Ansammlungen von Blut im Bauchraum zu finden, ist dies ein Indiz für den Arzt, dass einen Leberriss vorliegen kann. Der Riss in der Leber ist durchaus auf einem Ultraschallbild erkennbar, jedoch hängt dies von der Größe des Risses ab. Manchmal liegen zu kleine Risse in der Hepar vor, um die Verletzungen mittels Ultraschall erkennbar machen zu können. Ist dies der Fall, wird ein MRT gemacht. Durch diese Magnetresonanztomographie kann eine Verletzung des Lebergewebes am besten dargestellt und erkannt werden.
Liegt eine schwere Leberverletzung vor, beispielsweise nach einem Autounfall oder einer schweren Sportverletzung, wird häufig eine Notfall-Computertomographie gemacht. Hier wird die Verletzung deutlich sichtbar gemacht und der Arzt bekommt ein Bild davon, wie er seinen operativen Eingriff gestalten muss. Ein CT ist eine mit Röntgenstrahlen erstellte Aufnahme des Körpers, während ein MRT durch ein Magnetfeld und Radiowellen eine Schichtaufnahme des Körpers hervorbringt. Grundsätzlich werden häufiger MRTs gemacht, denn so ist der Betroffene keinen Röntgenstrahlen ausgesetzt.
Diese Behandlungsarten kommen in Frage
Eine wirkliche Behandlung bei einer Leberruptur gibt es nicht, sie besteht lediglich aus einem operativen Eingriff, und der Nachbehandlung dessen. In sehr seltenen Fällen wird ein Leberriss nicht operativ behandelt. Anfangs ist es wichtig die Blutung zu stillen. Dies geschieht durch das sogenannte „Packing“ der Leber. Dabei wird die Hepar mit Bauchtüchern umwickelt, sodass kein Blut mehr in den übrigen Bauchraum strömen kann und die Wunde komprimiert wird. Diese Tücher bleiben ca. zwei Tage lang im Bauchraum, denn die ist der einzige effektive Weg, um die Blutung zu stoppen und so die Wunde behandeln zu können.
Ist das Stoppen der Blutung gelungen, werden nun die Risse versorgt. Kleine Risse in der Hepar werden mit Parenchymnähten genäht, schwerwiegendere Verletzungen brauche jedoch eine zusätzlcihe Behandlung. Tiefere Risse werden zwar mit stärkeren Nähten auch genäht, jedoch verengt der Chirurg zusätzlich die Blutbahnen im Lebergewebe, wodurch einer erneute Blutung entgegengewirkt wird. Diese Behandlung kann nur unter der Bedingung stattfinden, dass das umliegende Lebergewebe gesund und funktionstüchtig ist.
Ist das Lebergewebe zu stark verletzt und ist nicht mehr funktionstüchtig, wird der verletzte Teil zur Gänze entfernt. Diese operative Vorgehensweise nennt man Lebersektion. Wichtig ist, dass nur mehr funktionstüchtiges Gewebe in der Bauchhöhle vorhanden bleibt. Die Lebersektion erfolgt, indem der Chirurg alle Blutgefäße und die Verbindungen zur Galle und anderen Organen vorerst verschließt, damit es zu keinem Flüssigkeitsaustritt in der Bauchhöhle kommt. Auch die Pfortaderäste müssen gekappt werden, da es sonst zu schweren Blutungen kommen kann. In manchen Fällen wird ein Teil der Leber transplantiert, um später eine volle Funktion dieses lebenswichtigen Organes zu erzielen.
Weitere Informationen zur Behanldung eines Leberrisses
In manchen Fällen ist das Abdomentrauma so schwer, dass die gesamte Leber transplantiert werden muss. In diesem Fällen ist das Lebergewebe zu verletzt, um überhaupt noch einmal funktionstüchtig sein zu können. Leider ist es in vielen Fällen schwierig, einen geeigneten Spender zu finden. Aus diesem Grund sterben rund 50% der Verletzen an ihrer Leberruptur. Die Leber ist eines der lebenswichtigsten Organe des menschlichen Körpers und wenn zu viel Zeit vergeht, kann das Organ weder gerettet noch transplantiert werden.
Ist eine Rettung der Leber des Patienten möglich erfolgt schließlich nur noch regelmäßig eine Nachuntersuchung und Behandlung der entstandenen Wunden. Ein Leberriss ist eine schwere ernst zu nehmende Verletzung, bei der der Betroffene meist mehrere Wochen das Krankenhausbett hüten muss.