Dieser Artikel befasst sich mit dem Thema aufgekratztes Muttermal. Welche Folgen können damit verbunden sein, worauf ist zu achten und was ist zu tun. Vorab aber sei erst einmal erklärt, um was es sich bei einem Muttermal eigentlich handelt.
Muttermal aufgekratzt: Grundlegende Informationen
Die Bezeichnung Muttermal ist umgangssprachlich und steht für eine gutartige Fehlbildung der Haut, die sich flach oder mit einer Erhebung als meistens dunkelbraun pigmentierter Fleck darstellt. Manchmal kann sich aus einem Muttermal auch ein Melanom, also ein bösartiger Hauttumor entwickeln. In den meisten Fällen wird aber von einem sogenannten Nävus ausgegangen. Dabei handelt es sich um eine umschriebene und gutartige Fehlbildung der Haut oder Schleimhaut, die in der Regel von den Melanozyten (pigmentbildende Hautzellen) ausgeht. Der Nävus besteht aus roten Blutgefäßzellen sowie gelben Talgdrüsenzellen bzw. anderen Zellen und ist nicht unbedingt braun gefärbt.
Zu unterscheiden ist zwischen folgenden Nävi:
- Pigmentflecken: Auf der Hautoberfläche zeigen sich bräunliche bis schwärzliche Punkte. Die Ursache besteht in einer außerordentlich starken Vermehrung von pigmentbildenden Zellen.
- Der Nävus spilus ist ein bräunlicher Fleck mit vielen dunklen Einsprenkelungen.
- Die Nävuszellnävi treten als simple Leberflecken im Kindesalter und ab der Pubertät als erhabene Leberflecken auf. Erst später entwickeln sie sich zu hautfarbenen und halbkugelförmigen Muttermalen.
- Schneller entwickeln sich Spitz-Nävi mit ihren rötlich-braunen und halbkugelförmigen Knötchen. Sie zeigen keine Behaarung.
- Hellrot und mit einem erhabenen Mal zeigen sich die Blutschwämmchen auf der Hautoberfläche.
- Ein Lentigo simplex manifestiert sich im Kindesalter bei dauerhafter und häufiger Sonneneinwirkung. Der Fleck ist flach, oval bis rund und meistens dunkelbraun gefärbt. Die Größe liegt meistens unter 5 mm.
- Der Lentigo solaris entwickelt sich bei Erwachsenen meistens unter den gleichen Bedingungen wie der Lentigo simplex. Auch er ist flach und bräunlich gefärbt. Sein Umriss ist rund bis sternenförmig. Er kann bis zu fünf Zentimeter groß werden.
Eine kleine historische Anekdote am Rande: Im 16. Jahrhundert glaubte man, das diese Hautveränderung, die wir heute Muttermal nennen, auf unbefriedigte Gelüste der Mutter im Laufe ihrer Schwangerschaft basieren würde.
Wie aber soll man sich verhalten, wenn ein Muttermal aufgekratzt wurde?
Im Fokus sollte immer stehen, dass ein Muttermal, auch wenn es aus irgendeinem Grund aufgekratzt wurde, gut und bösartig sein kann. Eine erste Einschätzung bietet die folgende Methode. Bevor der Dermatologe gefragt wird, kann eine Selbsteinschätzung erfolgen. Ist dies zu schwierig, weil es sich das Muttermal beispielsweise am Rücken oder auf dem Gesäß befindet, sollte der Partner / die Partnerin einen Blick drauf werden. Bei der Einschätzung kann die A-B-C-D-E-Regel befolgt werden.
- A steht für Asymmetrie: Das Muttermal ist ungleichmäßig und asymmetrisch anstatt rund oder oval.
- B bezieht sich um die Begrenzung: Der Rand ist fransig, zackig oder unscharf, also unregelmäßig.
- C betrifft die Kolorierung: Die Farbe des Muttermals hat sich verändert, die Farbe stellt sich nicht einheitlich dar oder hat eine ungewöhnliche Farbe blau, weiß oder rot.
- D steht für den Durchmesser: Ist ein Wachstum erkennbar auf mehr als 6 mm?
- E nimmt Bezug zur Entwicklung: Entwickelt und verändert sich das Muttermal? Blutet, nässt oder juckt es? Bildet sich Schorf oder eine Kruste? Haben sich Form, Farbe und / oder Größe verändert? Liegt eine veränderte Oberflächenbeschaffenheit vor oder ist die Oberfläche erhaben?
Sind zwei oder sogar mehr Punkte zutreffend, dann kann es sich um einen dysplastischen Nävus handeln. Es sollte umgehend ein Screeningtermin vereinbart werden. Das Risiko für eine Hautkrebserkrankung kann um das ca. 15-Fache erhöht sein.
Ist ein aufgekratztes Muttermal als gefährlich einzustufen?
In den meisten Fällen ist es nicht schlimm, wenn ein Muttermal aufgekratzt wird. Dadurch wird auch nicht die Entstehung von Hautkrebs begünstigt. Andererseits wird der Hautarzt, den man konsultieren sollte, bei entzündlichen Prozessen am aufgekratzten Muttermal, die nicht auf eine maligne Veränderung hindeuten müssen, zwischen beobachtungswürdigen und bösartigen Veränderungen unterscheiden. In den meist harmlos verlaufenden „Kratzverletzungen“ handelt es sich um kleine Hautrisse, durch die Keime ins Gewebe eingedrungen sind und so die Entzündung verursacht haben. Beginnt das aufgekratzte Muttermal an zu bluten, bitte immer erst ausspülen, wenn der Blutaustritt fast gänzlich aufhört.
Die Selbstheilungskräfte reichen dafür und für die Schorfbildung fast immer aus. Ein Kühlkissen kann eventuell auftretende Schwellungen, Schmerzen oder Juckreiz lindern.
Wichtig ist, dass ein aufgekratztes Muttermal nicht der Sonne ausgesetzt wird. Am besten mit einem Kleidungsstück oder Pflaster bedecken. Damit wird auch weiteres Kratzen unterbunden, falls das Muttermal während des Abheilens wieder anfängt zu jucken. Fängt das Muttermal stark an zu nässen oder zu jucken, sollte der Hausarzt oder Dermatologe informiert werden. Dies gilt auch für den Fall, dass sich eine Entzündung bildet oder weitere Blutungen ohne äußere Einflüsse auftreten.
Eiterbildung: Woran kann das liegen? Was ist zu tun?
In den meisten Fällen wird wohl eine Entzündung vorliegen. Die weißen Blutzellen im Eiter sind in der Lage, die in die Wunde eingeschleusten Keime zu eliminieren. Wichtig ist, dass der Eiter nicht ausgedrückt wird. Nur der Arzt soll den Eiter entfernen. Anschließend ist ein Antiseptika angesagt, damit der Wundheilungsprozess unterstützt wird und die Erreger nicht in die Blutbahn gelangen. Als Erreger gilt meistens der Staphylokokkus Aureus, der eine Sepsis auslösen kann. Zur Sicherheit, oder wenn die Unklarheiten überwiegen, sollte zur Vorsicht eine Gewebebiopsie veranlasst werden, damit es im Rahmen einer Differenzialdiagnostik zum Ausschluss oder zur Bestätigung eines malignen Melanoms kommen kann.
Kommt es häufiger vor, dass ein Muttermal zum Beispiel beim Abtrocknen mit dem Handtuch oder dem BH aufgekratzt wird, sollte es entfernt werden. Durch jede Wunde, die das Kratzen verursacht, können Keime in die Haut und auch in das Unterhautgewebe eindringen. Im schlimmsten Fall sogar in die Blutbahn, was dann unter Umständen zu einer Sepsis führen kann. Welche Möglichkeiten für eine Entfernung zur Verfügung stehen, wird im nächsten Kapitel aufgeführt.
Schmerzen: Was hat das zu bedeuten?
In diesem Fall können unterschiedliche Ursachen vorliegen:
- Es handelt sich um eine leichte Entzündung durch feinste Hautrisse, die von selber abheilen.
- Eine Haarbalgentzündung hat sich gebildet. Die Säuberung mit einem lokalen Antiseptikum reicht in den meisten Fällen aus.
- Bei der Bildung eines Karbunkels oder Furunkels ist eventuell eine Antibiose anzuraten.
- Es liegt eine bösartige oder doch nur potenziell bösartige Veränderung als Ursache für die Schmerzen vor. Der Arzt wird zwischen einer weiteren Beobachtung und einer Entfernung entscheiden. Handelt es sich um eine Hautkrebserkrankung, stehen eine Operation, eine Chemotherapie und eine Bestrahlungstherapie zur Disposition.
Ein aufgekratztes Muttermal vom Hautarzt entfernen lassen
Dafür stehen mehrere Verfahren zur Verfügung:
- Entfernung mit dem Skalpell (Exzision)
- Entfernung mittels Radiofrequenz-Cutter (Kauterisation)
- Entfernung mit einem Laser
Doch wann sollte welche Methode angewendet werden?
Die Exzision ist zu bevorzugen, wenn das entfernte Gewebe labortechnisch auf eine bösartige Gewebeveränderung untersucht werden soll. Nach dem Herausschneiden des Muttermals mit dem umgebenden Gewebe wird die Wunde vernäht und mit einem sterilen Pflaster abgedeckt. Die Kauterisation mit dem Radiofrequenz-Cutter eignet sich sehr gut für das Abtragen von warzenartigen bzw. erhabenen Muttermalen. Der Cutter verfügt über eine feine Drahtschlinge oder Pinzette, die durch elektrischen Strom erhitzt werden. Das Gewebe über der Hautoberfläche wird mit dem Cutter abgeschnitten. Gleichzeitig werden die dabei durchtrennten Blutgefäße verschlossen.
Ein (aufgekratztes) Muttermal kann auch per Laser entfernt werden. Dabei wird mit hochfrequentem Laserlicht das zu entfernende Gewebe verbrannt. Dieses Verfahren eignet sich nicht, wenn eine histologische Untersuchung im Labor erfolgen soll. Die Wunde heilt offen ab und der sich auf natürliche Weise bildende Schorf fällt nach ca. zwei Wochen von alleine ab. Treten im Anschluss an die Entfernung des (aufgekratzten) Muttermals Entzündungen auf, sollte vom Arzt, der die Entfernung durchgeführt hat, ein Antiseptikum aufgetragen werden. Sind die tiefer liegenden Hautschichten betroffen, ist eine antibiotische Therapie angesagt.
Alle drei Methoden werden unter Lokalanästhesie durchgeführt, sodass Schmerzen während der Behandlung eher unüblich sind. Im Nachhinein kann jedoch für mehrere Tage ein Wundschmerz eintreten. Ganz gleich, mit welcher Methode auch ein aufgekratztes Muttermal entfernt wurde: Immer ist für mehrere Wochen Sonnenbaden zum Tabuthema erkoren. Auch mit hohem Lichtschutzfaktor.
Anmerkung: Ob diese Behandlungskosten von der GKV übernommen werden, hängt von der medizinischen Indikation ab. Bei Verdacht auf Hautkrebs ist die Kostenübernahme für die Entfernung sowie für die histologische Untersuchung kein Problem.
Fazit
Ein aufgekratztes Muttermal ist nicht mit Alarmstufe Rot verbunden. In der Regel handelt es sich um eine harmlose Verletzung, die sich mit oder ohne Entzündungszeichen zeigt. Heilt die Verletzung nach mehreren Tagen jedoch nicht von alleine ab, sollte der Hausarzt oder Dermatologe konsultiert werden.