Etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Phasen der Hyperhidrose: Sie schwitzen übermäßig, zum Beispiel an Händen, Füßen, Achseln oder Haaransatz und das, obwohl keine klimatische Wärme vorliegt.¹ Welche Symptome sprechen für das Vorliegen einer Hyperhidrose und welche zeigen lediglich an, dass die Schweißproduktion etwas stärker ausgeprägt ist?
Der Schweiß läuft und das ist (in Maßen) auch gut so
Die Fähigkeit zu Schwitzen ist wichtig für den Erhalt und die Regulierung einer gesunden Körpertemperatur. Es stellt eine Art Klimaanlage zum Schutz des menschlichen Organismus dar und macht den Menschen so sehr anpassungsfähig für viele klimatische Bedingungen. Nur wenige Lebewesen besitzen Schweißdrüsen und sind somit in der Lage zu Schwitzen beziehungsweise den Körper selbst zu kühlen. Hinzu kommt, dass der Schweiß vor Krankheiten schützt und zudem unerwünschte Stoffe aus dem Körper hinaus transportiert.²
Klingt soweit alles positiv, oder nicht? Doch wie kann es sein, dass übermäßiges Schwitzen nicht nur unangenehm ist, sondern mitunter sogar krankhaft sein kann? Welche Symptome liegen vor, wenn Personen die Diagnose Hyperhidrose bekommen? Woher wissen Betroffene, ob es sich um starkes Schwitzen oder Hyperhidrose handelt?
Vorkommen und Symptome der Hyperhidrose
Schon an einem Tag ohne große körperliche Aktivität oder besonders hohe Temperaturen produzieren die Schweißdrüsen etwa einen halben Liter Flüssigkeit, den sie über den Tag verteilt — größtenteils unbemerkt — abgeben.² Bei sportlicher Betätigung oder besonders hohen Temperaturen entsteht entsprechend auch einmal mehr Schweiß. Anders ist es bei der Hyperhidrose: Hier treten die unangenehmen Symptome auch ohne eindeutige Auslöser — wie beispielsweise Hitze oder starke körperliche Anstrengung — auf. Immerhin bis zu zwei Prozent der Menschen in Deutschland leiden regelmäßig unter Phasen einer Hyperhidrose.²
Dabei führt der übermäßige Schweiß nicht nur zu unschönen Flecken in der Kleidung und einem unangenehmen Geruch. Auch die Haut leidet und ihre natürliche Barrierefunktion geht, aufgrund der ständigen Feuchtigkeit, unter Umständen verloren. Stellt sich die Frage, ob es sich um starkes Schwitzen oder Hyperhidrose handelt, dann lohnt sich auch ein Blick auf die jeweilige Situation, in der das Schwitzen auftritt sowie weitere Anzeichen: Die Symptome der Hyperhidrose entstehen ohne klaren Auslöser. Vor allem Achseln, Hände, Füße, Stirn und Leiste der betroffenen Person werden ohne ersichtlichen Grund „einfach so“ schweißnass.
Zusätzlich zu den plötzlichen Schweißausbrüchen besteht in vielen Fällen ein permanenter, dünner Schweißfilm auf der Haut, so dass diese sich stets etwas klebrig und feucht anfühlt. Betroffene neigen daher häufig dazu, körperliche Nähe zu vermeiden und sich beispielsweise von anderen Personen eher abzugrenzen. Auch die Füße schwitzen teilweise so stark, dass sich die Schuhe klamm oder sogar feucht anfühlen, was ebenfalls zu den Symptomen der Hyperhidrose gehört.
Hyperhidrose — unangenehme Symptome und ihre Folgen
Unabhängig davon, ob es sich um starkes Schwitzen oder Hyperhidrose handelt. Sowohl die primäre als auch die sekundäre Form der übermäßigen Schweißproduktion zieht oftmals einen großen Leidensdruck für die betroffenen Personen nach sich und ein Teufelskreis entsteht:
Feuchte Hände und Kleidung mit Schweißflecken führen dazu, dass sich Personen im Kontakt mit anderen Menschen unwohl fühlen und dass sich die sowieso schon verunsicherten Menschen noch mehr zurückziehen. Hinzu kommen teilweise berufliche Probleme und Einschränkungen, etwa bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen oder solchen, die im Alltag viele Kunden- oder Patientenkontakte haben. Die Angst vor einem erneuten Schweißausbruch führt wiederum zu einem gesteigerten Stressempfinden und dieses reicht aus, damit sich die Symptome der Hyperhidrose zeigen: starkes Schwitzen ohne objektiv ersichtlichen Grund.³
Die Phasen der Hyperhidrose bringen jedoch nicht nur psychosoziale Folgen mit sich, sondern auch solche, die die körperliche Gesundheit betreffen. Die ständig bestehende Feuchtigkeit zerstört die schützende Hautbarriere. Dies hat zur Folge, dass Keime ein leichteres Spiel haben: In Folge von Viren- Pilz- oder Bakterienbesiedelungen können etwa Ausschläge, Rötungen und Infektionen entstehen, die wiederum unangenehme Auswirkungen auf die Betroffenen haben.⁴
Cool bleiben in Phasen der Hyperhidrose
Ob starkes Schwitzen oder Hyperhidrose: Der Leidensdruck bei Betroffenen ist hoch. Daher ist es wichtig, neben dem Einsatz medizinischer Behandlungen, einen Lebensstil zu finden, der das individuelle Wohlbefinden stärkt und vielleicht sogar die Symptome von Hyperhidrose lindert. Leichte und luftdurchlässige Kleidung aus natürlichen Stoffen (wie Leinen) sorgt für eine verbesserte Luft-Zirkulation. Dabei tragen dunkle Textilien dazu bei, dass eventuell auftretende Flecken weniger sichtbar sind. Ein hektischer Alltag verstärkt die Symptome der Hyperhidrose, weshalb ein individuell passendes Stressmanagement von großer Bedeutung ist.
Weiterhin sollten betroffene Personen zu scharfe oder zu heiße Speisen und Getränke meiden, da diese auch ohne Vorliegen einer pathologischen Veränderung zu einer vermehrten Schweißproduktion führen. Liegt starkes Schwitzen oder sogar eine Hyperhidrose vor, so ist es stets wichtig die Ursachen von einem Arzt identifizieren zu lassen und in der Folge geeignete Behandlungsmethoden zu finden, die das Wohlbefinden der Betroffenen steigern.
¹ Barmer. „Übermäßiges Schwitzen: Hyperhidrose“. Barmer.de, https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/wissen/krankheiten-a-z/schwitzen-1070944. Zugegriffen 14. Mai 2023.
² Gesundheitskasse, Aok-Die. „Warum wir schwitzen und ab wann es krankhaft ist“. AOK – Die Gesundheitskasse, 4. Juni 2021, https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/haut-und-allergie/warum-wir-schwitzen-und-ab-wann-es-krankhaft-ist/. Zugegriffen 14. Mai 2023.
³ „Ohne Anlass schweißgebadet“. Pharmazeutische Zeitung online, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-302010/ohne-anlass-schweissgebadet/. Zugegriffen 14. Mai 2023.
⁴ „Wenn Schwitzen zur Belastung wird“. Pharmazeutische Zeitung online, 25. Juli 2021, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wenn-schwitzen-zur-belastung-wird-126775/. Zugegriffen 14. Mai 2023.