Dass sich Farbe und Geruch des Urins ändern, hat wohl jeder schon einmal bemerkt. Ein schäumender Urin hingegen löst wohl bei den meisten Menschen bedenken aus, weil sie nicht wissen, was das bedeuten kann. Sie stellen sich die Frage, ob eine Erkrankung, die bekannt oder noch nicht bekannt ist, als Ursache möglich sein kann.
Schäumender Urin: Die möglichen Ursachen
Eine Nierenerkrankung gilt zum Beispiel als Auslöser für schäumenden Urin. Im Normalfall enthält der menschliche Urin nur sehr geringe Mengen an Eiweiß. Liegt allerdings eine schwere Schädigung der Nieren, insbesondere der Nierenfilter vor, kommt es zu einem stark ansteigenden Proteinwert im Urin. Die Rede ist dann von einem Nephrotischem Syndrom. Weitere Begleiterscheinungen wie beispielsweise Wassereinlagerungen im Gewebe und erhöhte Blutfettwerte sind in den meisten Fällen zu beobachten.
Zu viel Eiweiß im Urin: Was heißt das?
Die Arbeit unserer Nieren kann mit einem Sieb verglichen werden. Stoffe, die für unseren Organismus nicht von Relevanz sind, werden aus dem Blut herausgefiltert und mit dem Harn ausgeschieden. Die Proteine, die sich im Blut befinden, werden im Normalfall zurückgehalten. Sie gelangen also nicht in den Urin. Eiweiße mit einem größeren Volumen können im Normalfall nicht die Nierenfilter passieren. Nach dem Filtrationsvorgang können die kleinen Eiweiße von den Nieren jedoch wieder zugefügt werden. Ist die Filterfunktion der Nieren gestört, sind die Nieren (zunehmend) durchlässig. Es kommt zu einer Proteinurie.
Auch bei gesunden Menschen können kleine Mengen an Eiweiß im Harn durchaus festgestellt werden. Zum Beispiel nach einer sportlichen oder sonstigen körperlichen Anstrengung.
Wodurch kann eine Proteinurie hervorgerufen werden?
Nicht immer ist eine organische Erkrankung verantwortlich. Bei anderen Ursachen ist von einer benignen reversiblen Proteinurie, also der gutartigen und umkehrbaren Form, die Rede. Nicht immer ist dann auch ein schäumender Urin festzustellen.
Allgemeine Auslöser für eine Proteinurie können sein:
- Sport und körperliche Arbeiten
- Hitze bzw. Kälte
- ein erhöhtes Stresslevel
- das Wachstum (hier handelt es sich bei Kindern und Jugendlichen um eine orthostatische Proteinurie nach längerem Stehen)
- Medikamente, vor allem jene mit nephrotoxischem Anteil, die für ihre Organ schädigende Eigenschaft bzgl. der Niere bekannt sind
- Gifte und Allergene
- regelmäßige Schmerzmitteleinnahme
- regelmäßiger Alkoholgenuss
Zu den organischen Ursachen für eine Proteinurie gehören:
- eine chronische Nierenschwäche oder eine andere Nierenerkrankung
- eine Glomerulonephritis (Nierenentzündung)
- ein nephrotisches Syndrom nach einem Nierenschaden
- ein Diabetes mellitus inklusive einer Nierenbeteiligung (diabetische Nephropathie)
- postoperative Abstoßungsreaktionen nach einer Nierentransplantation
- Verlust von Prodozyten (Füßchenzellen in den Nierenkörperchen), die eigentlich das Blutplasma filtern. Ihr Zerfall oder Absterben ist nicht ausgeschlossen
- eine Herzinsuffizienz, ein Bluthochdruck und Diabetes
- eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) durch Bewegungsmangel
Seltener ist eine Proteinurie aufgrund folgender Erkrankungen diagnostiziert:
- Herzversagen, Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und Hypertonie (Bluthochdruck)
- Lupus erythematodes (chronisch-entzündliche Bindegewebsentzündung)
- Malaria, Tuberkulose und Sichelzellenanämie
- Goodpasture-Syndrom (Autoimmunerkrankungen bezogen auf Lunge und Leber
- Plasmazytom (Krebserkrankung des Knochenmarks)
- Amyloidose (Zellzwischenräume sind mit krankhaften Proteinanreicherungen belastet)
- Präeklampsie (eine mögliche Schwangerschaftskomplikation)
Auch Medikamente können einen schaumigen Urin verursachen
Medikamente können einerseits die Nierenfunktion beeinträchtigen und andererseits einen schaumigen Urin verursachen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang nicht nur Schmerzmittel mit Wirkstoffen aus der Gruppen nicht-steroidaler Antirheumatika, kurz NSAR genannt, sondern auch Zytostatika, also Krebsmedikamente und antibiotische Medikamente. Ist der schäumende Urin auf ein Medikament zurückzuführen, erfolgt in der Regel eine Änderung der Medikation.
Wenden wir uns den Begleiterscheinungen zu
Liegt nachweislich eine Nierenschwäche vor, sind Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe vor allem im Bereich der Knöchel und Unterschenkel aber auch am Augenlid oder im Gesicht möglich. Schmerzen in der Nierengegend oder beim Wasserlassen sind ebenfalls symptomatisch. Im weiteren Verlauf kann es zudem zu einer Muskelschwäche sowie zu Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Werden pro Tag weniger als ein halber Liter Urin ausgeschieden, ist davon auszugehen, dass die Nieren nicht mehr (richtig) funktionieren.
Ab wann ist die Konsultation eines Arztes anzuraten?
Nicht immer ist Alarmstufe Rot angesagt, wenn schäumender Urin festgestellt wird. Aber sicherheitshalber können Teststreifen für den Selbsttest bestehende Bedenken bestätigen oder verwerfen. Das Gleiche gilt für eine im Labor untersuchte Urinprobe, die beim Urologen oder Hausarzt abgegeben werden kann. Die Urinuntersuchung ist wichtig, weil über die Blutwerte eine Schädigung der Nieren meistens erst festgestellt wird, wenn bereits ein Teil des Nierengewebes zerstört ist.
Wird mit einem ersten Test eine erhöhte Eiweißkonzentration im Urin festgestellt, kann mit weiteren Laboruntersuchungen abgeklärt werden, um welche Form es sich handelt und ob bereits eine Chronifizierung stattgefunden hat.
Mit beiden Verfahren wird der Eiweißgehalt im Urin festgestellt. Befinden sich die Werte oberhalb des Normwertes, liegt häufig eine Erkrankung vor. Werden mehr als 150 mg Eiweiß im Harn innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden gemessen, liegt aller Wahrscheinlichkeit nach eine Proteinurie vor. Eine bestehende Nierenfilterstörung muss von einem Nephrologen (Nierenfacharzt) untersucht und verlaufsmäßig kontrolliert werden. Pauschal kann gesagt werden: Je höher sich der Eiweißgehalt im Urin darstellt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Dialysetherapie erforderlich wird.
Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen bei schaumigen Urin?
Handelt es sich um eine gutartige, also vorübergehende Proteinurie, ist in den meisten Fällen keine Behandlung indiziert. Bei einer Proteinurie mit schaumigem Urin, die durch eine Krankheit hervorgerufen wurde, muss leider gesagt werden: „Ist das Nierengewebe einmal zerstört, ist es nicht reparabel. Der wichtigste Schritt besteht darin, die Ursache zu beheben.“ Bezüglich einer therapeutischen Limitierung der Eiweißzufuhr über die Ernährung wird zur Zeit noch kontrovers diskutiert. Wer nicht für eine Limitierung der Eiweißzufuhr ist sagt nach wie vor: Kann mit einer Behandlung frühzeitig begonnen werden, gehören körperliche Ruhe, evtl. auch Bettruhe, zur Therapie. Die ausgewogene Ernährung mit einer gesunden Mischkost sollte salz-, eiweiß- und kalorienreich sein.
Auch die Alternativmedizin sollte nicht unbeachtet bleiben
Hier wird mit einer Ernährungstherapie die eventuell erforderliche Umstellung begleitet. Die Diagnose erfolgt auch über eine Haaranalyse bezogen auf toxische Stoffe im Körper, die eine Schädigung der Niere hervorrufen können. Die körperbetonten Psychotherapien werden in die Behandlung einer Proteinurie mit einbezogen, um ein neues Körperbewusstsein (besonders bei übergewichtigen Patienten) zu vermitteln. Psychosoziale Faktoren wie beispielsweise Stress sind bei den Auslösern einer Proteinurie oft vorhanden. Sie werden in der Alternativmedizin mit mentalem Training behandelt.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) behandelt mit Akupunktur, Qigong, einer speziellen Diätetik sowie gezielten Massagetechniken. Das Ziel besteht darin, das Qi, die Lebensenergie, wieder in ein ausgewogenes Gleichgewicht zu bringen.
Schäumender Urin: Welche Hausmittel können helfen?
Bekannt ist der Lactobacillus in Joghurt, der mit der Scheide in Kontakt gebracht wird und am Anfang einer Infektion helfen kann. Reichliches Trinken von Wasser und Brennnesseltee wirkt ausleitend. Ein halber Liter Preiselbeersaft pro Tag kann mit dem enthaltenen Tannin weitere Harnwegsinfekte verhindern. Liegt eine Proteinurie vor, die durch eine Niereninsuffizienz hervorgerufen wurde, können Heilpflanzen wie Birkenblätter, Habichtskraut, Goldrute sowie Bärentraube und Ackerschachtelhalm helfen, indem sie als frischer Aufguss getrunken werden. Auch ätherische Öle wie Anis, Rosmarinöl und Teebaumöl können helfen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) behandelt mit Akupunktur, Qigong, einer speziellen Diätetik sowie gezielten Massagetechniken. Das Ziel besteht darin, das Qi, die Lebensenergie, wieder in ein ausgewogenes Gleichgewicht zu bringen. Verschiedene Globuli können erfolgreich bei schäumendem Urin bzw. einer Proteinurie angewendet werden. Allerdings sollte ein erfahrener Homöopath oder naturkundlich arbeitender Arzt vorher konsultiert werden.
Verschiedene Arten einer Proteinurie gilt es differenziert zu betrachten und zu kategorisieren
Bezogen auf die Differenzierung sprechen wir von einer:
- glomerulären (makromolekularen) Proteinurie
- tubulären (mikromolekularen) Proteinurie
- pränatalen Proteinurie
- postrenalen Proteinurie
Die glomeruläre (makromolekulare) Proteinurie basiert auf einer Fehlfunktion der Gefäßknäuel in der Niere, die auch Glomeruli genannt werden. Des Weiteren erfolgt eine Unterteilung in die selektive und unselektive Proteinurie.
Die selektive Proteinurie kann über eine erhöhte Ausscheidung der Proteine Transferrin und Albumin nachgewiesen werden. Betroffen sind besonders Patienten mit Diabetes mellitus oder einer Hypertonie. Die unselektive Proteinurie kann über das Eiweiß IgG nachgewiesen werden. Mögliche Verursacher sind Fieber oder auch eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), die heute bekannt ist unter den Bezeichnungen:
- schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH)
- hypertensive Erkrankung in der Schwangerschaft (HES)
- Toxikose, EPH-Gestose bzw. Gestose
- praeklamptische Toxämie (PET)
Ödeme und eine Hypertonie können eine Präeklampsie begleiten. Meistens tritt eine Präeklampsie nach der 20. Schwangerschaftswoche auf. Sie kann für das Ungeborene und die werdende Mutter tödlich enden, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Bei der tubulären (mikromolekularen) Proteinurie kann eine Fehlfunktion des Tubulussystems beider Nieren vorliegen. Vermehrt werden ein retinolbindendes Protein (RBP) sowie α1-Mikroglobulin und auch β2-Mikroglobulin ausgeschieden. Wird die prärenale Proteinurie diagnostiziert, handelt es sich um eine relativ seltene Form, die ebenfalls auf eine Fehlfunktion des Tubulussystems der Nieren basiert. Ursache kann ein Infarkt ein.
Die nachgewiesenen Proteine Bence-Jones und Myoglobin sind indiziert für diese Form. Liegen in den ableitenden Harnwegen Infektionen und Blutungen vor, besteht mit größter Wahrscheinlichkeit eine postrenale Proteinurie. Nierensteine bzw. Tumore können dafür verantwortlich sein. Labortechnisch sind α2-Makroglobulin und IgM nachweisbar.
Was kann präventiv unternommen werden?
Diese Frage ist kaum zu beantworten. Wichtig ist, was generell gilt: eine gesunde Lebensweise verfolgen! Doch was bedeutet das? Faktoren, die eine Nierenschädigung hervorrufen können, sollten minimiert oder vermieden werden. Dazu gehört alles Negative, was zu Diabetes mellitus, Arteriosklerose und Bluthochdruck führen kann. Vermieden werden sollten somit ein übermäßiger Alkoholgenuss und Bewegungsmangel. Nikotin sollte möglichst nicht (mehr) konsumiert werden. Die Einnahme von Schmerzmitteln sollte wirklich nur dann erfolgen, wenn die Schmerzen nicht anders auszuhalten sind. Stress ist möglichst zu vermeiden.
Da dies nicht immer gelingt, kann zum Beispiel Yoga beim Relaxen helfen. Für die Ernährung sollte nicht auf Salz und gesunde Fett (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) verzichtet werden.
Schäumender Urin: Was melden neue Forschungsergebnisse zum Thema Proteinurie?
Den neuen Ergebnissen aus der Forschung ist zu entnehmen, dass eine Proteinurie die Entstehung von Blutklumpen in den Venen und in der Lunge begünstigen können. Wenn das passiert, ist von einer Venenthromboembolie die Rede. Im Mittelpunkt steht das Protein Albumin. Andere Forschungsergebnisse zeigen auf, dass die Proteinurie für sich alleine ein erhöhtes Schlaganfallrisiko von 71 % verursacht. Gelingt es, die Proteinwerte zu senken, sinkt auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.