Da greift man sich unwillkürlich an die rechte Seite – wenn es am Rippenbogen sticht oder schmerzhaft drückt, steht so manch einer mit Besorgnis da. Was ist nur die Ursache des unangenehmen Schmerzes? Rippenbogenbeschwerden auf der rechten Seite können je nach spezifischem Symptombild sehr unterschiedliche Ursachen haben. Entsprechend ist auch die Art und Dringlichkeit der Therapie grundverschieden.
Wer Schmerzen am rechten Rippenbogen hat, sollte demzufolge den Arzt seines Vertrauens aufsuchen, um eigenständige Fehldiagnosen zu vermeiden – bei einigen ursächlichen Krankheitsbildern ist eine sofortige Therapie unabdingbar. Hier soll ein allgemeiner Überblick geboten werden, um auftretende Beschwerden für sich selber besser einordnen zu können.
Schmerzen am rechten Rippenbogen: Ursachen und Symptome
Wer Schmerzen am rechten Rippenbogen hat, ist häufig überfragt, denn die Ursachen können sehr unterschiedlich ausfallen. Nachfolgend schaffen wir etwas Licht ins Dunkle.
Mechanische Ursachen
Ein häufiger Grund für Rippenbogenschmerzen sind muskuläre Verspannungen durch zu häufiges oder zu hartes Training, falsche Bewegungsmuster und Fehlhaltung. Insbesondere der große Brustmuskel kann nach einem heftigen (Kraft-)Training empfindlich reagieren und Schmerzen im Bereich des rechten Rippenbogens auslösen. Im anderen Fall ist es auch möglich, dass jemand der den ganzen Tag in gebeugter Haltung vor dem PC sitzt oder mehrere Stunden täglich dieselbe monotone Bewegung ausführt, sich Probleme im Bereich des Rippenbogens einhandelt. Die Brustregion zwischen Rippenbein und Schulter-/Nackenbereich ist mit vielen muskulären Strukturen durchzogen und somit besonders anfällig für verspannungsbedingte Schmerzen.
Ein zusätzlicher Faktor für starke Schmerzen im rechten Rippenbogen ist ein bestehendes Wirbelsäulenleiden – jeder Brustmuskel steht in direktem Kontakt zu den Rippen. Im Falle von Brustwirbelerkrankungen oder -einschränkungen übertragen sich die Schmerzen durch eine ausstrahlende Verspannung der Muskeln in den Brustbereich. Nach einem Sturz, Schlag oder Stoß auf die rechte Brusthälfte ist es naheliegend, an eine Rippenprellung bzw. -fraktur zu denken. Die Rippenprellung ist eine stumpfe und geschlossene Verletzung ohne Bruch, wohingegen bei einer Rippenfraktur der Bruch einer oder mehrerer Rippen vorliegt. Dabei ist hier die Bandbreite vom feinsten Haarriss bis zum offenen Bruch zu finden – wobei sich bei letzterem nicht mehr die Frage nach der Ursache der Schmerzen stellt!
.
Eher selten ist ein Muskelfaserriss im Bereich des rechten Rippenbogens, ausgelöst durch eine heftige äußere Einwirkung oder sehr starken, lang anhaltenden Husten. In diesem Fall sind ein oder mehrere der zahlreichen intercostalen Muskelstränge eingerissen oder komplett durchtrennt. Eine harmlose Ursache von rechtsseitigen Rippenbogenschmerzen ist der Genuss einer sehr üppigen Mahlzeit. Satt und zufrieden ist es Zeit für ein Nickerchen – und schon beginnen die Schmerzen auf der rechten Seite. Dies hat den einfachen Grund, dass der großzügig gefüllte Magen gegen das mit vielen Nerven durchzogene Zwerchfell drückt. Dieses reagiert auf den Druck mit empfindlichen Schmerzen.
Organische Ursachen
Im Zuge einer Lungenentzündung, einer Lungenembolie oder einer Krebserkrankung kann es zur sogenannten Pleuritis (Rippenfellentzündung) mit beträchtlichen Schmerzen kommen. Durch die Infektion ist die Bindegewebshülle um die Lunge (Rippenfell) stark gereizt, hinzu kommt die Gefahr von entzündungsbedingten Wasseransammlungen. Bei starken Beschwerden muss eine Gallenerkrankung, wie z.B. eine Gallenblasenentzündung oder eine akute Gallenkolik in Betracht gezogen werden. Im ersten Fall kommt es in der Galle zu einer bakteriellen Infektion, meist ausgelöst durch bestehende Gallensteine. Bei einer Gallenkolik sind die Gallengänge durch Gallensteine verstopft – diese Reizung löst sehr starke und krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch aus.
Ein weiteres Bauchorgan im Bereich des rechten Rippenbogens ist die Leber. Auch hier können gewisse Erkrankungen lokale Beschwerden auslösen, besispielsweise eine Hepatitis (Leberentzündung) oder eine Fettleber. Das große Bauchorgan liegt direkt unter dem Zwerchfell und übt bei Schwellung einen sehr unangenehmen Druck aus. Auch wenn man nicht sofort daran denkt – aber ein weiteres, sehr wichtiges Organ kann Schmerzen im Rippenbereich auslösen, und zwar die Niere. Besteht eine rechtsseitige Nierenbeckenentzündung, kommt es zu ausgeprägten Schmerzen, die sich über die ganze rechte Körperseite im Flanken- und Rückenbereich ausbreiten können.
Erkrankungen des Dickdarms wie z.B. eine Blinddarmentzündung machen sich immer wieder durch eher diffuse Schmerzen im Oberbauch bemerkbar. Daher sollte bei rechtsseitigen Schmerzen im Rippenbogenbereich auch an die Möglichkeit einer akuten Infektion des Darms gedacht werden.
Schwangerschaftsbedingte Ursachen
Wächst das Baby im Bauch der Mutter heran, wird der Platz mit der Zeit immer enger. Der Druck, den das Ungeborene auf die Organe der Mutter auswirkt, kann eine Reizung der Leber oder des Zwerchfells mit sich ziehen. Das verursacht Schmerzen am rechten Rippenbogen. Auch Tritte des kleinen Bauchbewohners rufen hin und wieder Schmerzen im Rippenbereich hervor. Ein Notfall tritt ein, wenn der Verdacht auf ein HELLP-Syndrom bei der Mutter besteht. Dies ist die schwere und lebensbedrohliche Form der Schwangerschaftsvergiftung. Das HELLP-Syndrom geht unter anderem einher mit eher rechtslastigen Oberbauchschmerzen und muss sofort behandelt werden.
Der rechte Rippenbogen schmerzt: Wie erfolgt die Diagnostik?
Werden Schmerzen im rechten Rippenbogen ursächlich untersucht, geht man auf verschiedene Indikatoren ein. Der allererste Schritt ist eine ausführliche persönliche Anamnese durch den Arzt. Es ist wichtig zu wissen, ob der Patient Vorerkrankungen hat oder ein Unfall vorgefallen ist. Bei schwangeren Patientinnen muss bei entsprechender Symptomatik eine Schwangerschaftsvergiftung in Betracht gezogen werden. Der Patient wird gefragt, seit wann er unter den Schmerzen leidet. Bei einer Leber- oder Gallenerkrankung können diese schon eine ganze Zeit bestehen. Geht es eher um eine Muskelverspannung ist vielen Patienten noch bewusst, welche Tätigkeit den Schmerz ausgelöst haben könnte.
Gehen die rechtsseitigen Rippenbogenschmerzen mit weiteren Beschwerden einher, wie Erbrechen, Übelkeit, hohem Fieber oder Gelbfärbung der Haut, gibt dies ebenfalls Aufschluss über die Ursache. Hier liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Muskelverspannung vor, sondern eine handfeste organische Infektion, die zügig behandelt werden sollte. Der Schmerz wird so genau wie möglich lokalisiert – sitzt er eher Richtung Oberbauch oder Richtung Brust, ist er punktuell oder großflächig? Verspannungsbedingte Schmerzen verursachen meist einen in Rücken, Nacken und Brust ausstrahlenden Schmerz.
Ein wichtiger diagnostischer Punkt ist das Abtasten der schmerzhaften Stelle. So wird schnell ersichtlich, wenn ein Organ vergrößert und geschwollen ist (z.B. die Leber) und ob ein merklicher Druckschmerz besteht, wie der heftige Klopfschmerz bei einer Nierenbeckenentzündung. Eine ausgeprägte Rippenfraktur kann in manchen Fällen auch schon vor dem vorsichtigen Abtasten von außen klar identifiziert werden. Der Schmerzcharakter ist ebenfalls ein zu beachtender Faktor, der die Ursache der Beschwerden aufdecken kann – stechende, atemabhängige Schmerzen sind ein Indiz für eine Pleuritis, krampfartige Koliken deuten eher auf ein Gallenleiden hin.
Der Arzt prüft das Atemgeräusch mit einem Stethoskop, um eine mögliche Pleuritis auszuschließen und weitere pathologische Lungengeräusche zu identifizieren. Um die Ursache rechtsthorakaler Schmerzen präzise zu diagnostizieren, werden je nach Symptombild auch das Sonographie-Gerät, das Röntgen oder der Computertomograph zum Einsatz gebracht um ein klares Bild vom Zustand des Patienten zu bekommen. Bei starken oder sehr lang anhaltenden Beschwerden wird vom Arzt häufig ein Blutbild abgenommen, um z.B. bestimmte Leber- oder Entzündungswerte zu überprüfen.
Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen am rechten Rippenbogen
Bei sehr akuten Erkrankungen wie der Gallenkolik, der Blinddarmentzündung, einer erheblichen Rippenfraktur oder dem HELLP-Syndrom wird umgehend gehandelt und eine OP bzw. ein Kaiserschnitt indiziert. Daraufhin folgt eine Behandlung in der Klinik. Auch bei schmerzhaften Lebererkrankungen, einer Pleuritis oder einer Nierenbeckenentzündung ist die Therapie in einem Krankenhaus angesagt. Diese wird je nach spezifischem Krankheitsbild mit den passenden Medikamenten, wie z.B. einem Antibiotikum durchgeführt.
Wenn eine muskuläre Verspannung oder Rückenprobleme die Ursache für die Schmerzen sind, gibt es ebenfalls gute und wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Wärme, Physiotherapie, Massagen, Behandlung der Rückenerkrankung bei einem Orthopäden sowie regelmäßiger adäquater Sport können die Schmerzen mit der Zeit abklingen lassen. Überweisungen zur Physiotherapie oder zum Orthopäden sind problemlos beim Hausarzt erhältlich. Bei Bedarf kann der behandelnde Arzt ein Rezept über Schmerzmittel verordnen.
Prophylaxe
Wie immer gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge! Wer auf einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil achtet, kann sich auch in diesem Fall viel Ärger und Schmerzen ersparen. Unverzichtbar sind eine gute Ernährung, ausgewogener Sport, regelmäßige Check-ups beim Arzt und eine rückenfreundliche Arbeitsposition.